Coronavirus

Experte rechnet mit Homeoffice-Pflicht für Ungeimpfte

Komplexitätsforscher Klimek rät zu Verschärfungen der Corona-Maßnahmen. Nur so "könnten wir den Kurs noch korrigieren".

Jochen Dobnik
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Homeoffice und Ausgangssperre lassen die Betriebskosten explodieren.
Homeoffice und Ausgangssperre lassen die Betriebskosten explodieren.
Unsplash

Trotz einer leichten Entspannung am Samstag - in den vergangenen 24 Stunden wurden "nur" mehr als 1.900 Fälle registriert, eine Woche zuvor waren es 300 mehr - bleibt die Corona-Lage weiterhin angespannt. Komplexitätsforscher Peter Klimek schlägt vor, gleich mit letzten Stufe des von der Regierung vorgestellten "3-Stufenplans" zu starten.

Verschärfungen nach OÖ-Wahl?

Die Fallprognose der Corona-Kommission geht, wie berichtet, von einem weiterhin steigenden Trend des Infektionsgeschehens aus. Der Intensivbetten-Belag steigt demnach signifikant von 9,8 auf 15,9 Prozent (326 Betten) und übersteigt somit die von den Experten definierte Grenze zum mittleren Systemrisiko. Das bedeutet, dass mit 22. September die zweite Stufe des Corona-Stufenplans eintritt - für den Experten ein Schritt zu wenig. 

Komplexitätsforscher <strong>Peter Klimek</strong> rechnet mit Verschärfungen nach der Oberösterreich-Wahl.
Komplexitätsforscher Peter Klimek rechnet mit Verschärfungen nach der Oberösterreich-Wahl.
HELMUT FOHRINGER / APA / picturedesk.com

"Ich verstehe nicht, warum wir jetzt noch ein paar Wochen zuwarten. [...] Das Einzige, womit ich es erklären kann, ist die Oberösterreich-Wahl. Ich gehe auch davon aus, dass nach der Wahl der politische Entscheidungswille wieder stärker ausgeprägt sein wird. [...] Wenn wir jetzt mit Stufe drei starten würden, könnten wir den Kurs noch korrigieren", so Klimek im Interview mit "Die Presse".

Ausgangssperren und Homeoffice-Pflicht

In Wien werden ab Montag etwa bereits erste planbare Operationen verschoben – ein Szenario, welches man diesen Herbst unbedingt vermeiden wollte: "Wenn wir uns anschauen, wie andere Länder das erfolgreich gemacht haben, sind das Maßnahmen wie nächtliche Ausgangssperren, eine Empfehlung bzw. Verpflichtung zum Homeoffice oder Bewegungseinschränkungen vergleichbar mit dem, was der Hochinzidenz-Erlass vorsieht (Anm.: Ausreisetests wie im oberösterreichischen Bezirk Braunau)."

Parallel dazu müsste man die 2-G-Regel auf die Gastronomie ausweiten. "Ich sage nicht, dass man alles davon machen muss, aber in dem Lösungsraum wird man sich bewegen", so der Experte vom Complexity Science Hub Vienna. 

Wobei es bei all diesen Maßnahmen immer um zwei Wirkungen gehe, so Klimek: "Um die direkte, also: Wie viele Menschen nimmt man aus dem Infektionsgeschehen heraus? Und um die indirekte, nämlich: Wie viele Erststiche wird es geben, weil sich Menschen in Hinblick auf das, was kommt, denken: Na, dann lass ich mich vorher impfen? Zweiteres ist viel relevanter. Die meisten Ansteckungen passieren immer noch privat und da ist es egal, ob sonst eine 1-G-, 2-G- oder 3-G-Regel gilt. Die einzige wirklich wirksame Option ist die Impfung."

Bereits vergangene Woche hat Thomas Staudinger, Intensivmediziner im AKH im "Puls24"-Interview von einer prekären Lage auf den Intensivstationen gewarnt. Keiner der Corona-Intensivpatienten in Österreichs größtem Krankenhaus ist laut "Heute"-Infos geimpft.