Bis 100.000 Eingriffe im Jahr

Experte warnt – Dunkelziffer illegaler Beauty-OPs hoch

Immer mehr Menschen greifen zu Botox und Fillern. Laut Ärztekammer wächst der Graubereich illegaler Behandlungen rasant. Experten warnen vor Risiken.
Wien Heute
17.07.2025, 09:35
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Botox- und Filler-Behandlungen boomen in Österreich. Doch nicht alle, die sich behandeln lassen, wenden sich an Fachärzte. Die Wiener Ärztekammer warnt nun vor einem wachsenden Graubereich, in dem Eingriffe illegal und ohne ausreichende Qualifikation durchgeführt werden.

Johannes Matiasek, stellvertretender Obmann des Referats für plastische Chirurgie der Wiener Ärztekammer, schätzt die Dunkelziffer der unrechtmäßig durchgeführten Eingriffe als "nicht niedrig" ein, wie er gegenüber der APA sagt. Auch die Stadt Wien berichtete von einem regen Angebot. Erst kürzlich flog eine illegale Beauty-Klinik in Wien-Simmering auf, die laut Polizei über 500 Kundinnen und Kunden behandelte.

30.000 bis 100.000 Eingriffe pro Jahr

Laut Angaben der Stadt Wien werden jährlich zwischen 30.000 und 100.000 ästhetische Eingriffe durchgeführt. Dabei wird zwischen operativen Eingriffen und minimalinvasiven Behandlungen unterschieden. Zu den beliebtesten Behandlungen zählen Botox (Botulinumtoxin) und Hyaluronsäure-Filler, daneben Verfahren wie Lasertherapien oder das sogenannte "Vampirlifting" mit Eigenblut. Bei den Operationen liegen Fettabsaugungen, Brustvergrößerungen, Lidstraffungen und Nasenkorrekturen vorne.

Auch ökonomisch ist der Trend spürbar: Die Ausgaben für Schönheitseingriffe stiegen laut RegioData innerhalb von zehn Jahren um 172 Prozent. 2024 lagen die durchschnittlichen Pro-Kopf-Ausgaben bei 68 Euro.

Illegale Studios – Behörden alarmiert

Wie viele illegale Studios aktiv sind, ist unklar. Eine systematische Erfassung findet laut Landespolizeidirektion Wien nicht statt. Dass die Dunkelziffer hoch ist, davon gehen Fachleute wie Matiasek aus. Kristina Hametner vom Wiener Programm für Frauengesundheit bestätigt: "Aufgrund von anekdotischer Evidenz gehen wir davon aus, dass es in Wien ein reges Angebot gibt."

Zwei Fälle in Wien sorgten heuer bereits für Schlagzeilen: Erst vergangene Woche wurde in Wien-Simmering eine nicht genehmigte Einrichtung ausgehoben, in der Botox- und Filler-Behandlungen durchgeführt wurden. Über 500 Kundinnen und Kunden wurden dokumentiert. Im Februar wurde ein 35-jähriger georgischer Arzt bekannt, der in einer Wohnung in Wien-Landstraße eine Patientin bei einer illegalen Operation schwer verletzte.

Risiken trotz niedriger Komplikationsrate

"Die Komplikationsrate ist sehr gering, sofern die Eingriffe nach anerkannten fachlichen Standards und Regeln erfolgen", sagt Matiasek. Dennoch registriert die Wiener Patientenanwaltschaft jährlich rund 20 bis 30 Fälle missglückter Eingriffe – von allergischen Reaktionen bis zu Infektionen nach Brustoperationen, berichtete das Ö1-Morgenjournal.

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Kampagne für mehr Aufklärung

Die Stadt Wien startete im Juni eine Aufklärungskampagne. "Gerade minimalinvasive Methoden mit Fillern und Botox werden intensiv beworben und für immer jüngere Zielgruppen interessant", so Kampagnenleiterin Daniela Thurner. Studien wie jene von Safer Internet zeigen diesen Trend deutlich. Besonders soziale Medien verbreiten oft unvollständige oder unseriöse Informationen

Warnsignale erkennen

Gefährlich wird es, wenn Eingriffe von unqualifizierten Personen durchgeführt werden. "Behandlungen in Kosmetikstudios von nicht-ärztlichem Personal sind in Österreich verboten, werden allerdings oftmals angeboten", so Matiasek. Begriffe wie "Schönheitsmediziner" oder "Schönheitschirurg" seien kein Qualifikationsnachweis. Alarmglocken sollten bei sehr günstigen Preisen, Lockangeboten, Express-Behandlungen oder ausweichenden Antworten auf Fragen nach Ausbildung und Praxis läuten. Besondere Vorsicht ist auch bei Eingriffen im Ausland geboten.

{title && {title} } red, {title && {title} } 17.07.2025, 09:35
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