Die Nachfrage nach ästhetischen Eingriffen wie Botox und Filler steigt rasant an. Besonders in sozialen Medien wird oft suggeriert, dass solche Eingriffe harmlos seien – ein trügerischer Eindruck, wie die Stadt Wien warnt. Ab dem 26. Juni startet daher eine groß angelegte Infokampagne zu Risiken, Nebenwirkungen und Patientenrechten.
Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SP) macht klar: "Niemand sollte solchen Eingriffen zustimmen, ohne sich davor ausreichend zu informieren und die Risiken zu kennen." Besonders problematisch sei, wenn unqualifizierte Personen Behandlungen durchführen. Nur ausgebildete Mediziner könnten im Ernstfall schnell reagieren – etwa bei Gefäßverschlüssen oder allergischen Reaktionen.
Vizebürgermeisterin Kathrin Gaál (SP) warnt vor dem zunehmenden Einfluss unrealistischer Ideale auf junge Menschen: "Der Umgang mit Schönheitsidealen ist ein zentrales Thema für unsere Jugend. Speziell Mädchen und junge Frauen sind hier starken Einflüssen und einem enormen Erwartungsdruck ausgesetzt."
Gaál betont, dass unprofessionelle Eingriffe ein "enormes unnötiges Gesundheitsrisiko mit möglichen lebenslangen Folgen" bergen. Daher sei Aufklärung essenziell – auch, um Jugendlichen zu helfen, selbstbewusst eigene Wege abseits uniformierter Schönheitsbilder zu gehen.
Auch Kristina Hametner, Leiterin des Wiener Programms für Frauengesundheit, warnt: "Ästhetische Eingriffe sind kein Lifestyle-Produkt." Social-Media-Plattformen würden mit Filtern, Algorithmen und KI-generierten Bildern ein verzerrtes Schönheitsbild vermitteln – oft mit drastischen Folgen für das Selbstwertgefühl junger Menschen.
Laut Safer Internet-Studie 2024 haben 28 Prozent der 11- bis 17-Jährigen bereits über einen Schönheitseingriff nachgedacht. Psychologin Caroline Culen erklärt: "Der endlose Bilderstrom mit veränderten Gesichtern macht es der jungen Generation besonders schwer, eine gesunde Selbstwahrnehmung auszubilden."
Was viele nicht wissen: Vor ästhetischen Eingriffen ist ein Aufklärungsgespräch gesetzlich vorgeschrieben – ebenso wie eine zweiwöchige Wartefrist. Wird dabei ein psychisches Problem festgestellt, ist eine psychologische Abklärung verpflichtend. Das soll verhindern, dass Körperbildstörungen unbehandelt bleiben.
"Es ist von größter Bedeutung, einen gut qualifizierten Arzt oder Ärztin zu finden", betont Christine Radtke von der Gesellschaft für plastische Chirurgie. Auch Helga Willinger von der Wiener Patientenanwaltschaft warnt: "Wir sind regelmäßig mit Beschwerden befasst, wenn das Ergebnis nicht den Erwartungen entspricht oder Komplikationen auftreten."
Mit der Kampagne "Kenne dein Risiko" setzt die Stadt Wien auf einfache Sprache, animierte Videos und direkte Ansprache junger Menschen – etwa über Instagram, TikTok oder den Podcast "Wien.Stabil". Ergänzt wird das Angebot durch Interviews mit Passant*innen und Expertinnen wie Clara Abpurg oder Elisabeth Lechner.
Parallel laufen Straßenaktionen – etwa Kleber auf Spiegeln in Fitnessstudios – um zum Nachdenken anzuregen. Die zentrale Botschaft: "Dein Körper ist wertvoll. Pass auf dich auf und informiere dich!" Ziel sei es, die körperbezogene Selbstakzeptanz zu stärken und junge Menschen für Risiken und Rechte rund um Schönheits-OPs zu sensibilisieren.