Jetzt ist es raus: Wiens Öffi-Jahreskarte wird deutlich teurer. Finanzstadträtin Barbara Novak (SPÖ) kündigte an, dass der Preis steigen werde. Die 365-Euro-Garantie läuft aus – das günstige Öffi-Ticket könnte maximal bis zu 510 Euro bei Einmalzahlung und 546 Euro bei monatlicher Zahlung kosten.
Die Reaktion der Wiener Grünen kam prompt – und deutlich. Parteichefin Judith Pühringer und Peter Kraus werfen der Wien SPÖ vor, ein Vorzeigeprojekt mutwillig zu zerstören. "Die SPÖ begräbt das Erfolgsmodell der 365-Euro-Jahreskarte und damit das Herzstück klimafreundlicher Mobilität in Wien", so die beiden in einer Aussendung.
Besonders kritisieren die Grünen, dass Bürgermeister Ludwig vor der Wien-Wahl zugesichert hatte, den Preis nicht zu erhöhen. "Nicht einmal zwei Monate nach dem Wahlabend wird dieses Versprechen nun gebrochen", so Peter Kraus. Es sei "ein sozialer Rückschritt, der besonders Menschen mit wenig Einkommen hart trifft".
Auch Judith Pühringer zeigt sich wütend: "Die SPÖ zeigt wieder einmal, dass sie beim Sparen die falschen Prioritäten setzt." Die 365-Euro-Karte habe es vielen Menschen ermöglicht, auch ohne Auto mobil zu bleiben. Jetzt werde Klimaschutz auf dem Rücken der Fahrgäste gestrichen.
Die Wiener Grünen hatten die drohende Preiserhöhung bereits geahnt – und letzte Woche eine Petition für den Erhalt des Tickets gestartet. Seit der offiziellen Bestätigung durch Novak erlebt die Initiative einen kräftigen Zulauf. Der Protest richtet sich direkt gegen das Budget der Stadtregierung. Die Petition kann online unterzeichnet werden. "Wir lassen das nicht einfach passieren", sagt Kraus. "Wer günstige Mobilität und echten Klimaschutz will, muss jetzt laut werden", fordert auch Pühringer.
Ein weiterer Kritikpunkt: Die Stadt berufe sich auf Sparzwang – dabei hätten die Wiener Linien im Vorjahr 212 Millionen Euro an Förderungen gar nicht abgeholt. "Warum jetzt die Wienerinnen und Wiener zur Kassa gebeten werden sollen, ist völlig unverständlich", so Kraus.
Die Grünen fordern, dass die SPÖ den Schritt zurücknimmt. Es sei nicht akzeptabel, ein Erfolgsmodell abzudrehen, obwohl das Budget längst nicht ausgeschöpft sei. Für viele sei die Teuerung nicht nur eine Preisfrage, sondern eine politische Enttäuschung.
Das 365-Euro-Ticket wurde 2012 von Rot-Grün eingeführt und galt lange als internationales Vorbild: Ein Euro pro Tag für alle Öffis. Heute nutzen über eine Million Menschen eine Jahreskarte – mehr als es Pkw in Wien gibt.
Mit der Preiserhöhung steigt der Tagespreis auf rund 1,40 Euro – ein Ende des sozialpolitischen Signals. Die Grünen warnen: "Diese Entscheidung ist kurzsichtig, klimaschädlich – und vor allem unnötig."