Schon vor dem Start der neuen Formel-1-Saison galt Doohan bei Alpine als angezählt. Spekulationen, der Australier habe bloß einen Vertrag für eine Handvoll Rennen rissen nicht ab. Verstärkt durch die Tatsache, dass Alpine mit Franco Colapinto einen hochtalentierten Nachwuchsfahrer von Williams per Leihe zum Rennstall holte. Der Argentinier ersetzte in der abgelaufenen Saison Logan Sargeant, zeigte großen Speed, crashte aber auch mehrmals.
Der 21-Jährige wird nahezu wöchentlich für ein Formel-1-Coemback ins Spiel gebracht, der Druck auf Doohan derweil erhöht. Der Australier schlug sich zwar ordentlich, steht nach zwei 13. Plätzen als beste Ergebnisse noch ohne Punkte da. Und die Tage des Sohnes von Motorrad-Ikone Mick Doohan könnten bereits gezählt sein.
Darauf deutet zumindest ein Interview aus Colapintos Heimat Argentinien hin. Horacio Marin, Boss von YPF, dem staatlichen argentinischen Mineralöl-Konzern, hatte sich gegenüber "A24" verplappert. Marin wurde nämlich gefragt, wann der 21-Jährige wieder in einem Formel-1-Auto sitze, meinte zunächst aber, dass er es nicht wisse. Als das Interview dann beendet war und der Boss des Mineralöl-Konzerns dachte, Kameras und Mikrofon seien abgedreht, nannte er Imola als Ort für die Colapinto-Rückkehr – also den Europa-Auftakt mit dem Grand Prix der Emilia Romagna in zwei Wochen. Dies würde gleichzeitig das Doohan-Aus bedeuten.
Dass Colapinto, ein Volksheld in seiner Heimat, finanziell starke Sponsoren mitbringt, ist kein Geheimnis. Geld, das auch Alpine wohl mit Handkuss nehmen würde.
Marins Aussagen sorgten jedenfalls für Schlagzeilen. Deshalb sah sich der Boss des Colapinto-Sponsors auch zu einer Klarstellung gezwungen. Er hoffe lediglich, dass der 21-Jährige in Imola fahren werde.
Am Rande des Rennwochenendes in Miami wurde jedenfalls auch Alpines neuer Teamchef Oliver Oakes auf die Colapinto-Gerüchte angesprochen. Und hielt sich mit der Doohan-Unterstützung deutlich zurück. "Klar, es gibt diese Spekulationen. Es gibt eine Vielzahl an Argentiniern, die ihn gerne im Rennauto sehen würden", meinte Oakes noch, versuchte, die Gerüchte abzuwiegeln. Als dann die Nachfrage folgte, ob Doohan am kommenden Rennwochenende definitiv im Alpine sitzen werde, gab es kein eindeutiges Bekenntnis zum Australier: "Nach aktuellem Stand wird Jack unser Fahrer neben Pierre Gasly sein." Nach aktuellem Stand.
Dass der Druck auf Doohan immer größer wird, zeigte sich bereits am Freitag im Sprint-Qualifying, in dem der Australier schon im ersten Abschnitt ausschied und am Boxenfunk regelrecht explodierte. "Ihr habt mich aus dem Q1 rausgeworfen, das ist doch ein Witz", schäumte Doohan nach Platz 17. Der Formel-1-Pilot beschwerte sich, dass sein Team ihn zu spät rausgeschickt hatte. Die Nerven liegen jedenfalls blank.