Österreich

Fahndungsfoto nach 2 Jahren – Opfer "im Stich gelassen"

Obwohl Diljar S. nach einer Prügel-Attacke den Behörden Fotos des Verdächtigen angeboten hatte, wurden diese abgelehnt – und erst jetzt publiziert.

Christine Ziechert
Gesucht wird dieser Verdächtige (l.), das Opfer (r.) leidet noch immer unter den Folgen der Attacke.
Gesucht wird dieser Verdächtige (l.), das Opfer (r.) leidet noch immer unter den Folgen der Attacke.
LPD Wien, zVg

Wie "Heute" bereits im August 2022 berichtete, wurde ein Syrer am 24. Mai 2021 gegen 2.50 Uhr schwer verletzt, als ihn ein Unbekannter am Treppelweg in Wien mit einer Wodkaflasche schlug. Diljar S. (30) war damals bei der Salztorbrücke am Donaukanal einer jungen Frau zu Hilfe gekommen, die von einer Gruppe Männer umringt, bedrängt und unsittlich berührt wurde – sie konnte flüchten.

Doch Diljar S. wurde von hinten mit einer Wodkaflasche attackiert und schwer verletzt. Er erlitt einen Jochbeinbruch, verlor drei Zähne und zehn Prozent seiner Sehkraft auf seinem rechten Auge. Der 30-Jährige war neun Monate lang im Krankenstand, leidet nach wie vor unter starken Schmerzen, Sehstörungen und hohen Schulden aufgrund von Arztkosten. 

Politikerin soll Druck gemacht haben

Nach dem "Heute"-Bericht meldete sich eine Zeugin mit einem Video, auf dem der Verdächtige zu sehen ist. Diljar S. bot die Aufnahmen nach eigenen Angaben im Vorjahr den Behörden zur Veröffentlichung an, das sei damals aber abgelehnt worden. "Ich wurde im Stich gelassen", meint er. Erst, als sich der 30-Jährige an eine Politikerin gewandt hatte, wurde die Causa wieder aufgegriffen: Sie habe offenbar "Druck gemacht", vermutet der Syrer.

Doch erst gestern – fast zwei Jahre nach der Attacke – schickte die Landespolizeidirektion Wien die Fotos des Verdächtigen offiziell aus – im Auftrag der Staatsanwaltschaft: "Da es keine Ermittlungsansätze gegeben hatte, wurde das Verfahren damals abgebrochen. Erst jetzt haben wir die Fotos erhalten, daher erfolgte nun auch der Fahndungsaufruf", erklärt Nina Bussek, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wien, auf Nachfrage.

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    Diljar S. verteidigte eine Frau und infolgedessen wurde ihm eine Wodkaflasche ins Gesicht geschlagen.
    Diljar S. verteidigte eine Frau und infolgedessen wurde ihm eine Wodkaflasche ins Gesicht geschlagen.
    Privat
    "Was sollen die Fotos jetzt noch bringen? Meiner Meinung nach ist der Mann nicht mehr in Österreich" - Opfer Diljar S.

    Diljar S. ist erleichtert, für ihn kommt die Veröffentlichung aber zu spät: "Was soll das jetzt noch bringen? Meiner Meinung nach ist der nicht mehr in Österreich." Erfreut darüber, dass endlich Bewegung in die Sache gekommen ist, zeigt sich der Anwalt des Opfers, Nikolaus Rast: "Die Mühlen der Justiz mahlen langsam, aber sie mahlen. Es kann doch nicht sein, dass ein Held wie S. im Stich gelassen wird", so der Top-Jurist zu "Heute".

    Hinweise, Informationen zur Tat können hier – auch anonym – gemeldet werden: 01-31310-63433