Der islamische Fastenmonat Ramadan stellt viele Schulen in Österreich vor großen Herausforderungen. Noch bis Ende des Monats fasten gläubige Muslime von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang – und zwar nicht nur zu Hause, sondern auch in den Klassenzimmern verzichten immer mehr Schüler auf Nahrung und Flüssigkeiten – obwohl sie das eigentlich nicht müssten.
Lehrer schlagen nun Alarm, denn der Gruppendruck unter Jugendlichen und auch Kindern sei groß. Kinder, die im Ramadan fasten, werden jedenfalls immer jünger, berichtet am Montag das Ö1-Morgenjournal. So würden bereits Kinder im Alter von nur 6 Jahren darauf verzichten, etwas während des Schultags zu essen oder zu trinken. Laut Ö1 würde zudem auch die Zahl der Eltern, die uneinsichtig sind, dass Kinder von dieser religiösen Pflicht ausgenommen sind, steigen.
Und genau das würde zu Problemen im Schulalltag führen. "Weil Sportunterricht ohne genügend Flüssigkeit nahezu unmöglich ist. Wir haben Probleme in Bereichen, wo sich Kinder einfach körperlich verausgaben müssen", erklärt der Wiener Pflichtschulgewerkschafter Thomas Krebs im Ö1-Morgenjournal. So lasse etwa die Konzentration massiv nach und es gehe sogar so weit, dass "Kinder wirklich ganz schwer unterzuckert und müde sind."
Schüler würden auch plötzlich einschlafen und "richtig umkippen." "So kann man nicht unterrichten", stellt Krebs klar. Außerdem würde es auch andere Möglichkeiten geben, zu fasten – etwa auf das Smartphone oder Süßigkeiten zu verzichten.
Die islamische Glaubensgemeinschaft hat zudem auch eine eigene Orientierungshilfe unter dem Titel "Ramadan im schulischen Kontext" herausgebracht. Darin wird unter anderem festgehalten, dass bei körperlich anstrengendem Unterricht das Fasten abgebrochen werden kann.
Carla Amina Baghajati, Leiterin des Schulamts der islamischen Glaubensgemeinschaft, betont im Ö1-Journal, dass Kinder beim religiösen Fasten nicht vorgesehen sind. Eltern seien aufgerufen, ihren Kindern zu sagen: "Du musst das nicht tun!" Man könne den Kindern eine Jause in die Schultasche einpacken oder auch ein gesundes Getränk. "Eltern sollen zu ihren Kindern sagen: 'Bitte, Gesundheit ist wichtig und Gesundheit geht vor! Wenn irgendetwas ist, dann nimmst du sofort etwas zu dir!'"
Laut dem Wiener Pflichtschulgewerkschafter Thomas Krebs komme der Druck, auf Essen und Trinken zu verzichten, aus den unterschiedlichsten Richtungen und Communitys und werde dann von Schülern weitergegeben. "In der Klasse selbst gibt es ganz massiven Druck von einzelnen Kindern, die andere mehr oder weniger auch nötigen mitzumachen", sagt Krebs gegenüber dem Ö1-Morgenjournal.
Auch der Vorarlberger Kinder- und Jugendanwalt Christian Netzer stimmt der Aussage von Krebs zu. Der Druck zum Mitmachen komme auch durch soziale Medien. Die Verantwortung liege aber letztlich immer bei den Erziehungsberechtigten. "Die müssten dafür sorgen und haben dafür Sorge zu tragen, dass es dem Kind gut geht", so Netzer.
Die Herausforderungen seien bekanntliche vielfältig, den Ramadan könnte man aber auch als Chance sehen. "Ramadan ist eine besondere Zeit und eigentlich ganz nett, dass wir die muslimische Fastenzeit auch zur christlichen Fastenzeit haben, denn das gibt auch im Unterricht immer wieder Möglichkeiten, Gemeinsamkeiten der Religionen zu reflektieren", so Amina Baghajati.