Niederösterreich

Fahrlässige Tötung! Wer gab den Mädchen die Todesdrogen

Zwei Mädchen (14, 17) und ein Bursch (16) nahmen in NÖ Labordrogen, nur der Jugendliche überlebte. Die Polizei ermittelt wegen fahrlässiger Tötung.

Tragödie in Heidenreichstein: Hier kam es zur Drogenparty.
Tragödie in Heidenreichstein: Hier kam es zur Drogenparty.
Doku NÖ

Noch immer steht den Bewohnern von Heidenreichstein (Gmünd) eine gewisse Fassungslosigkeit ins Gesicht geschrieben: Denn in einer Wohnung eines unscheinbaren 70er-Jahre-Mehrparteienhauses in der knapp 4.000 Einwohner zählenden Stadtgemeinde Heidenreichstein hatte sich in der Nacht auf Mittwoch eine Tragödie abgespielt.

"Hilfe, zwei Mädchen rühren sich nicht mehr"

Eine 14-Jährige aus dem Bezirk Waidhofen an der Thaya und ein 16-Jähriger aus dem Bezirk Gmünd waren zu Gast in der Wohnung einer 17-Jährigen im nordwestlichen Waldviertel. Das Trio nahm synthetische Drogen zu sich, am Mittwoch kurz nach 7.30 Uhr kam der 16-Jährige zu sich und bemerkte die zwei leblosen Mädchen in der Wohnung.

Der Jugendliche wählte um 7.40 Uhr den Notruf: "Hilfe! Es gab eine Party und jetzt rühren sich zwei Mädchen nicht mehr". Rettungskräfte und Exekutive eilten zur angegebenen Wohnadresse im Zentrum von Heidenreichstein, doch für die 14-Jährige und 17-Jährige kam jede Hilfe zu spät. Der 16-Jährige musste medizinisch versorgt werden.

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    Hier kam es zur Todesparty in Heidenreichstein.
    Hier kam es zur Todesparty in Heidenreichstein.
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    Das Landeskriminalamt NÖ, Gruppe Tatort und Suchtgift, nahm die Ermittlungen auf, die Staatsanwaltschaft Krems ordnete eine Obduktion an. Dadurch soll die Ursache und auch der genaue Wirkstoff der synthetischen Drogen herausgefunden werden.

    Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung

    Nun wird auch wegen des Verdachtes der fahrlässigen Tötung und unterlassenen Hilfeleistung ermittelt. Der 16-Jährige hatte im Beisein seiner Rechtsvertretung seine Aussage bei der Polizei gemacht und ist auf freiem Fuß (es gilt die Unschuldsvermutung). Ob er überhaupt etwas mit Drogenkauf bzw. einer etwaigen Weitergabe zu tun hat, ist noch völlig unklar. 

    "Wir wollen den Fall lückenlos aufklären und werden alles unternehmen, um auch den oder die Verkäufer ausfindig zu machen. Zum Schutz der Jugendlichen ist uns da keine Anstrengung zu viel", sprach auch Chefinspektor Johann Baumschlager am Donnerstagmittag gegenüber "Heute" Klartext.

    Synthetische Drogen sind seit Jahren auf dem Vormarsch. Anders als biogene bzw. pflanzliche Drogen oder halbsynthetische Drogen wie Cannabis, Kokain, Heroin, Alkohol, Tabak, Magic Mushrooms, Kaffee werden synthetische Drogen ohne einen natürlichen Ausgangsstoff im Labor hergestellt. Beispiele dafür sind: MDMA (Ecstasy), MDA, MDEA, Amphetamin, Methamphetamin (Crystal Meth), LSD, 2C-B (pinkes Kokain), Badesalz (synthetische Cathinone). Viele Substanzen werden in Billig-Laboren in Osteuropa (Stichwort: Heidenreichstein nahe Grenze Tschechien) hergestellt. 

    Ecstasy-Überdosis?

    Durch das Internet ist der Erwerb von illegalen Substanzen - vor allem für junge Menschen - leichter als vor 25 Jahren. Und: Während bei jungen Menschen Opiate und Opioide immer mehr an Beachtung verlieren, erfreuen sich sogenannte neue pyschoaktive Substanzen großer Beliebtheit. Vor allem XTC erlebte in den letzten Jahren ein Comeback. Im Fall von Heidenreichstein deutet laut ersten Infos vieles auf Ecstasy hin.

    An einer untergejubelten Ecstasy-Überdosis war Ende Juni 2021 Leonie (13) in Wien gestorben - sie hatte eine dreifach tödliche Dosis von drei Afghanen verabreicht bekommen - mehr dazu hier und hier.

    Vor drei Jahren hatte der Fall einer toten 19-Jährigen in einem Abstellkammerl in Heidenreichstein für längere Ermittlungen gesorgt - mehr dazu hier.