"Nicht mehr rausgekommen"

Prozess gegen Fake-Lehrer (48): Jetzt ist das Urteil da

15 Jahre soll er mit einem gefälschten Zeugnis alle zum Narren gehalten haben: Am Donnerstag stand der Fake-Lehrer (48) in Linz vor der Richterin.
Lea Strauch
17.04.2025, 14:53

Eltern, Kollegen, Schüler, Bildungsdirektionen – er soll sie 15 Jahre lang alle getäuscht haben: Einem 48-Jährigen aus Steyr wird vorgeworfen, seit 2010 an verschiedenen Schulen Deutsch und Sport unterrichtet zu haben – und das ohne echtes Diplom.

Über ein Jahrzehnt unentdeckt

Das Zeugnis soll der Oberösterreicher einfach gefälscht haben – vom Studium war er zuvor exmatrikuliert worden. Am Donnerstag musste sich der gebürtige Steyrer am Linzer Landesgericht verantworten. Die Anklage: Urkundenfälschung – außerdem Erschleichung eines Amtes.

Denn: Mit dem selbstgebastelten Zeugnis soll er sich Anstellungen an mehreren Schulen in OÖ, NÖ und Wien verschafft haben. Die Fälschung war wohl so täuschend echt, dass den Bildungsdirektionen der Betrug über ein Jahrzehnt lang nicht auffiel. Nach Bestätigung der Vorwürfe habe man das Dienstverhältnis sofort beendet, hieß es in einem Statement der oberösterreichischen Behörde.

Zuspruch aus der Bevölkerung

Zumindest im "Heute"-Forum gab es für die Aktion mächtig Zuspruch: "So schlecht kann er es nicht gemacht haben, wenn 15 Jahre keiner nachgefragt hat", meint ein User. Ein anderer merkt an, man müsse "direkt froh sein, wenn sich jemand diesen Job überhaupt noch antut".

Der Angeklagte zeigte sich am Nachmittag schick: Er kam im hellblauen Anzug in den Gerichtssaal, wirkte aber geknickt. "Ich bitte um Verzeihung, es ist gerade eine schwere Zeit", murmelte er vor dem Saal zu den versammelten Medien.

Sein Verteidiger fasst die Sache kurz zusammen: Sein Mandant werde sich schuldig bekennen, zeigte sich schon während den Ermittlungen geständig. "Es tut ihm sehr leid, er war wirklich sehr gerne Lehrer und hat viel Gutes bewirkt", so sein Verteidiger.

Voller Saal: Nicht nur bei den Medien sorgte der Prozess für reges Interesse.
"Heute"/Lea Strauch

"Auf einmal gehen alle Türen automatisch auf"

Warum fälschte der Mann sein Zeugnis? Er lernte eine Lehrerin kennen, durch sie habe sich die Möglichkeit einer Anstellung aufgetan: "Man steht die ganze Zeit da und auf einmal gehen alle Türen automatisch auf", erzählt der 48-Jährige vor Gericht. Danach sei er "einfach nicht mehr rausgekommen."

„Mein Wunsch wäre, dass ich wieder als Lehrer arbeiten kann.“
der Angeklagte (48)

Auf die Frage der Richterin, wie es jetzt weitergehen solle, hat der Steyrer eine klare Antwort: "Mein Wunsch wäre, dass ich wieder als Lehrer arbeiten kann." Am liebsten wäre ihm jene Mittelschule in Steyr, an der er zuletzt angestellt war.

Ob das für den 48-Jährigen eine Option ist, bleibt fraglich. Denn: Eine Diversion sei aus Sicht der Staatsanwaltschaft kein ausreichendes Signal an mögliche Folgetäter. Sie fordert eine Strafe, wenn auch milde.

Und milde wurde es auch: Der Angeklagte fasste eine bedingte Haftstrafe von drei Monaten aus. Das Urteil ist rechtskräftig. Zur Erinnerung: Bis zu zwei Jahre Haft wären möglich gewesen. Erschwerend wirkte sich der äußerst lange Tatzeitraum aus.

Durch Zufall aufgeflogen

Aufgeflogen war der Steyrer übrigens nur aus Zufall: Vergangenes Jahr hatte er seine Geldtasche verloren, darin fanden Beamte einen falschen Polizeiausweis. Der spielte im Prozess zwar keine Rolle, brachte die Ermittlungen aber ins Rollen.

{title && {title} } Lstr, {title && {title} } Akt. 17.04.2025, 17:29, 17.04.2025, 14:53