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Warum ORF Neureuther nicht als Ski-Experten will

Heute Redaktion
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Felix Neureuther und ORF-Moderator Rainer Pariasek.
Felix Neureuther und ORF-Moderator Rainer Pariasek.
Bild: GEPA-pictures.com

Das 80. Hahnenkamm-Wochenende steht vor der Tür. Die Ski-Saison ist am Höhepunkt angelangt. Damit stehen auch die ORF-Experten im Fokus. Und die der Konkurrenz ...

Sie sollen unterhalten, erklären, kritisieren. Oft werden sie aber selbst zur Zielscheibe von unzufriedenen Fans. Die Rede ist von den TV-Experten. Aktuell in aller Munde: Die Analysten der ORF-Ski-Übertragungen.

Beim Wengen-Klassiker schaltete sich am vergangenen Wochenende ein Millionen-Publikum zu und lauschte der Expertise von Ex-Rennläufer und Kamerafahrer Hans Knauß. Ab Freitag ist die Ski-Saison am Höhepunkt angekommen. Die Herren fiebern den 80. Hahnenkamm-Rennen entgegen. Die Damen fahren in Bansko gleich drei Speed-Rennen.

Sinkende Quote

Was die aktuelle Saison zeigt: Die Ski-Liebe der Österreicher ist nicht bedingungslos. Mit dem Rücktritt von Ikone Marcel Hirscher ging der Erfolgsgarant verloren. Und damit auch die Quote. Rund 14 Prozent weniger Zuschauer als im Vorjahr lautet die Zwischenbilanz vor dem Kitzbühel-Spektakel, berichten die "OÖN".

Hirscher kaschierte sportliche Defizite im ÖSV, speziell bei den Technikern. Dazu gab "Heute"-Experte Marc Girardelli jüngst erschreckende Details bekannt ("ÖSV-Team lehnte es ab, mit Hirscher zu trainieren").

Der 30-Jährige machte mit seinen Seriensiegen auch die Übertragungen des Öffentlich-Rechtlichen zum Selbstläufer. Dieser Faktor fällt weg. Damit müssen sich auch die sieben Ski-Experten im ORF Kritik gefallen lassen (siehe Abstimmung oben).

Ein weiteres Problem für den ORF: Die Konkurrenz stellt sich breiter auf und gewinnt an Qualität. Streaming-Anbieter DAZN kooperiert neuerdings mit Eurosport und zeigt alle Rennen im Stream. Besonders für die junge Zielgruppe eine beliebte Alternative zum klassischen TV. DAZN, das "Netflix des Sports", hält hochkarätige Fußball-Rechte und ist damit auch bei heimischen Sportfans weit verbreitet.

Neureuther jetzt TV-Experte

Zudem gewannen die deutsche Öffentlich-Rechtlichen, ZDF und ARD, mit Felix Neureuther einen charismatischen Experten für sich. Ein TV-Coup, denn der Deutsche ist auch in Österreich ein Publikumsliebling. Seine launigen Sticheleien mit Kumpel Marcel Hirscher fehlen vielen Skifans. Seine scherzhaften Wortduelle mit ORF-Anchor Rainer Pariasek sind längst Kult.

Anstatt im ORF wöchentlich Interviews zu geben und so neben Hirscher zur guten Quote beizutragen, hat der Bayer also die Seiten gewechselt. Auch er beendete wie Hirscher jüngst seine aktive Karriere. Jetzt ist er im deutschen Fernsehen das Pendant zu Thomas Sykora. Neureuther ist Experte und bei Technik-Rennen auch Kamerafahrer.

ÖSV-Fahrer Manuel Feller scherzte im Dezember auf Instagram: "Die schauen jetzt alle dem Felix zu", als er einen Artikel über die gesunkenen Zahlen der österreichischen Übertragungen teilte. Hinter diesem Schmäh könnte ein Fünkchen Wahrheit stecken.

ORF will keine ausländischen Experten

Stellt sich die Frage, warum schlug der ORF im Sommer nicht zu? Es ist kein Geheimnis, dass Skisport in Österreich einen höheren Stellenwert genießt, als in Deutschland. Die Live-Übertragungen wären für Neureuther durch die höhere Aufmerksamkeit für seine Sponsoren im ORF wohl lukrativer, als seine aktuelle Stelle.

Das Traum-Duo Pariasek-Neureuther würde dem Sender wiederum zusätzliche Aufmerksamkeit garantieren.

Eine Aussage von ORF-Sportboss Hans-Dieter Trost lässt erahnen, warum das nicht realisiert wurde und auch in Zukunft nicht wird. In den "OÖN" wird er, auf den Namen Neureuther angesprochen, indirekt zitiert: "Trost erinnert an das Analytik-Intermezzo des ehemaligen Fußball-Teamchefs Marcel Koller. Es sei auf keine Kuhhaut gegangen, wie viele damals angerufen und ihn, Trost, für blöd erklärt hätten, weil im ORF ausgerechnet ein Schweizer Fußball-Taktisches erklärt."



Dazu sei erwähnt: Kollers eher trockene Analysen bei der Fußball-WM und der spontane und gewinnende Schmäh Neureuthers lassen sich nur schwer vergleichen. Der Ex-Spitzensportler tritt aktuell regelmäßig als Talkshow-Gast auf und hat einen florierenden Social-Media-Auftritt.

Eine verpasste Chance ...

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    Marcel Hirscher ist der Gesamtweltcup-Rekordsieger. Acht Mal in Folge gewann der Annaberger die große Kristallkugel - öfter als jeder andere. Hier ein Streifzug durch die Karriere des Ski-Superstars.
    Marcel Hirscher ist der Gesamtweltcup-Rekordsieger. Acht Mal in Folge gewann der Annaberger die große Kristallkugel - öfter als jeder andere. Hier ein Streifzug durch die Karriere des Ski-Superstars.
    (Bild: GEPA-pictures.com)