WM 2022

"FIFA Mafia!" Marokko fühlt sich vom Schiri betrogen

Schlechte Verlierer! Marokko gab nach dem kleinen Finale dem Schiri die Schuld für die Pleite. Obwohl er einen Elfer für Kroatien übersah.

20 Minuten
Marokko ging nach dem Spiel auf den Schiri los
Marokko ging nach dem Spiel auf den Schiri los
IMAGO

Die erfolgreichste WM der Fußballgeschichte für ein afrikanisches Team endete in lautstarkem Ärger. "Fifa Mafia", hallte es durch das Khalifa International Stadion in Katar, als der Weltverbands-Präsident Gianni Infantino dort am Samstagabend den Sieger des kleinen Finals ehrte.

Das waren nicht die Marokkaner. Sie verloren das Spiel um Platz drei gegen Kroatien verdient mit 1:2. Aber obwohl sie bei dieser Weltmeisterschaft so weit kamen wie noch nie ein Vertreter ihres Kontinents zuvor, waren in diesem Moment erst einmal alle sauer.

Die marokkanischen Spieler bedrängten nach dem Schlusspfiff den Schiedsrichter Abdulrahman Al Jassim. Die große Mehrheit der marokkanischen Fans unter den 44.137 Zuschauern richtete ihre Wut gleich gegen Infantino, auch weil ein international eher unerfahrener Referee aus dem WM-Gastgeberland Katar dieses für sie so wichtige Spiel leiten durfte.

Berichten zufolge soll der Fifa-Präsident sogar von marokkanischen Spielern auf dem Weg in die Kabine beschimpft worden sein. Und das alles, weil Al Jassim dem großen Überraschungsteam dieser WM in der Schlussphase zwei vermeintliche Elfmeter verweigert hatte.

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    Ivana Knöll bei der Weltmeisterschaft in Katar.
    Ivana Knöll bei der Weltmeisterschaft in Katar.
    Imago Images

    Der Einzige, der in diesem Tumult die Ruhe behielt, war Marokkos Trainer Walid Regragui. Er gab dem Schiedsrichter fair die Hand. Zum einen waren zumindest diese beiden strittigen Entscheidungen vertretbar. Zum anderen ist Regragui das so erfolgreiche und so häufig gefeierte Bild seines Teams bei dieser WM sehr wichtig. Es sollte nach dem letzten von sieben Spielen in Katar keinen Kratzer mehr erhalten.

    "Wenn wir ein Spiel verlieren, sind wir immer enttäuscht. Wenn man manchmal etwas überreagiert nach einem Spiel, dann kann das passieren", sagte der 47-Jährige. "Meine Spieler sind sehr ehrgeizig, es war kein fehlender Respekt." Gleichwohl: Den Schiedsrichter nach dem Spiel so zu bedrängen, das sei "nicht der marokkanische Weg".

    Ihre einzigen Niederlagen bei dieser WM kassierten die Marokkaner ausgerechnet in den beiden letzten Spielen. Als es um die Endspiel-Teilnahme und dann am Samstag um die Bronzemedaille ging. Beiden Teams war diese Medaille sehr wichtig. Für vergleichsweise kleinere Fußball-Nationen wie Kroatien und Marokko hat sie eine deutlich größere Bedeutung als für Engländer, Brasilianer oder Niederländer, die bei den beiden vorangegangenen WM-Turnieren an diesem "kleinen Finale" beteiligt waren.