Moderne Architektur, Klimaanlage in jeder Wohnung, Balkon oder Garten, alles nagelneu: In der Favoritenstraße wurde ein Wohnbau hochgezogen, der sich sehen lassen kann. Erst war er auf Immobilienplattformen zu finden – doch es fanden sich offenbar zu wenige Mieter. Jetzt zogen hier anerkannte Flüchtlinge ein – wir berichteten.
Der Eigentümer, eine bekannte Wiener Autohändler-Familie, stellte das Gebäude der Diakonie zur Verfügung. Gemeinsam mit dem Fonds Soziales Wien (FSW) wurde daraus ein Pilotprojekt: Asylberechtigte, arbeitsfähige Flüchtlinge sollen hier für 18 Monate wohnen – mit klaren Regeln.
Die Wohnungen gibt’s nicht umsonst. Die Familien müssen selbst zahlen – Miete, Betriebskosten, alles. Im Gegenzug gibt es Unterstützung bei der Integration. Wer einzieht, unterschreibt einen Vertrag: Darin verpflichtet man sich zu Sprachkursen, Beratungsgesprächen und Arbeitssuche.
Laut Diakonie sind aktuell 106 von 110 Wohnungen vergeben. Die letzten vier sollen bald bezogen werden. Viele Bewohner sind Familien, einige wurden hier zusammengeführt. Ziel: Ein Leben ohne staatliche Hilfe, auf eigenen Beinen.
Die Diakonie ist seit fast 30 Jahren in der Flüchtlingshilfe in Wien aktiv – und organisiert auch dieses Projekt. Es gibt verpflichtende Deutschkurse beim ÖIF, Trainings beim BFI, AMS-Kurse und Gespräche zur finanziellen Situation. Auch Workshops werden angeboten – etwa zu Themen wie Kindererziehung, Suchtprävention oder Gesundheit.
Die Diakonie betont: Die Maßnahmen werden von den Bewohnern mit großem Einsatz angenommen. Denn sie wissen, dass das der einzige Weg ist, langfristig hier Fuß zu fassen – ohne fremde Hilfe.
Als bekannt wurde, dass hier Flüchtlinge einziehen, war das Interesse groß – auch im Grätzel. Die Diakonie setzte von Anfang an auf klare Kommunikation: Es gab Gespräche mit Nachbarn, Info-Termine, auch Themen wie Mülltrennung wurden mit den Bewohnern behandelt.
Und es kam nicht nur Kritik: Es gab auch Sachspenden aus der Nachbarschaft, etwa Möbel und Kleidung für die Familien. Laut Diakonie ist das gute Miteinander vor Ort ein zentrales Ziel – daran werde laufend gearbeitet.
Das Projekt ist vorerst auf 18 Monate begrenzt. Ob es danach weitergeht oder auf andere Häuser ausgeweitet wird, ist noch offen. Wie bei jedem Pilotversuch soll es eine genaue Auswertung geben – erst danach wird entschieden.
Fest steht: Das Modell zieht viel Aufmerksamkeit auf sich. Integration mitten im Gemeindeleben – mit Balkonen, Klimaanlage und Nachbarn. Funktioniert das wirklich? Die nächsten Monate werden zeigen, ob Favoriten hier Vorbild wird.