WM 2022

Folgen für Flitzer! Fifa verrät seine Bestrafung

Der erste Katar-Flitzer ist wieder frei. WM-Spiel darf er aber keines mehr sehen. Sein Visum wurde gestrichen.

Sebastian Klein
Mario Ferri ist der Regenbogen-Flitzer in Katar.
Mario Ferri ist der Regenbogen-Flitzer in Katar.
Imago Images

Politische Debatten werden bei der Fußball-WM in Katar vom umstrittenen Gastgeber und vom Weltverband Fifa gerne im Keim erstickt – doch dieser Flitzer sandte mit nur einem Sprint gleich drei Botschaften an die Weltöffentlichkeit. Der Mann, der in der zweiten Halbzeit des Gruppenspiels zwischen Portugal und Uruguay (2:0) den Rasen stürmte, hielt eine Regenbogenfahne in der Hand. Und auf der Vorderseite seines Superman-T-Shirts stand "Save Ukraine", auf der Rückseite "Respect for Iranian Woman".

Doch wer war dieser Mann? Wohl kein Unbekannter. So handelt es sich bei ihm um Mario Ferri. Der Italiener ist 35 Jahre alt und er hat selbst bei Clubs in seiner Heimat, in Indien und Jordanien höherklassig Fußball gespielt. Zu Beginn dieser Saison war Ferri noch für den Tre Fiori FC aus San Marino in der Qualifikation zur Europa Conference League aufgelaufen. Mittlerweile kickt er für den unterklassigen italienischen Verein ASD Castel di Sangro.

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    Der erste WM-Flitzer! Mario Ferri aus Italien lässt eine Regenbogen-Flagge wehen, trägt Solidaritäts-Botschaften für die Ukraine und die iranische Frauen-Bewegung.
    Der erste WM-Flitzer! Mario Ferri aus Italien lässt eine Regenbogen-Flagge wehen, trägt Solidaritäts-Botschaften für die Ukraine und die iranische Frauen-Bewegung.
    Newspix / EXPA / picturedesk.com

    Kein unbekannter Flitzer

    Auf Insta nennt sich der 35-Jährige "Beeinflusser des Wahnsinns" und einen "modernen Piraten". Auch trägt er den Beinamen "Il Falco" – der Falke. Bereits früher war Ferri als Flitzer über Fußballplätze gerannt.

    2010 beispielsweise. Bei einem Spiel der Club-WM zwischen Inter Mailand und Tout Puissant Mazembe aus der Demokratischen Republik Kongo zeigte er sich auf dem Spielfeld mit einem Superman-Shirt samt der Aufschrift "Free Sakineh". Er bezog sich dabei auf das Todesurteil der Iranerin Sakineh Mohammadi Ashtiani, die durch Steinigung hingerichtet werden sollte. 2014 kam diese wieder frei – nach neun Jahren in der Todeszelle. Oder 2014: Bei der Partie zwischen Belgien und den USA rannte er wieder mit einem Superman-Shirt aufs Feld – dieses Mal präsentierte er die Aufforderung: "Rettet die Kinder der Favelas".

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      So schrill und schön sind die Fans bei der WM in Katar
      So schrill und schön sind die Fans bei der WM in Katar
      Imago

      "Ich hoffe, dass dem Jungen nichts passiert"

      Im TV sah man Ferri nur ganz kurz, die Kameras schalteten schnell auf die Ränge um. Und die Regenbogenfahne des Flitzers wurde von Schiedsrichter Alireza Faghani aufgehoben und vom Platz gebracht. Das Wegschalten gefiel nicht allen. ARD-Kommentator Tom Bartels sagte etwa: "Hat man das wirklich nötig, das wegzuschneiden?" Und weiter: "Das ist für mich einfach lächerlich. Lass ihn dieses Zeichen setzen für die Werte, für die die Regenbogenflagge steht."

      "Ich hoffe, dass dem Jungen nichts passiert", sagte derweil der portugiesische Mittelfeldspieler Rúben Neves. "Wir alle haben seine Botschaft verstanden, die ganze Welt." Was ihm drohte, war lange nicht klar. Tatsache war: Der Mann wurde von Ordnern gestoppt und vom Platz geführt.

      Fifa reagiert auf den Flitzer

      Am Dienstagmittag meldete sich Ferri dann auf Insta zu Wort. Er gab bekannt, dass er ohne Konsequenzen freigelassen worden sei. Und in einem längeren Post schrieb er, dass es sein "letzter Tanz" gewesen sei, bei dem er nochmals wichtige Botschaften habe senden wollen. Seine Worte richtete er an die Freiheitskämpferinnen und -kämpfer im Iran und jene in der Ukraine, auch kritisierte er die Fifa wegen des Verbots des "One Love"-Bändeli. "Die Regeln für einen guten Zweck zu brechen, ist niemals ein Verbrechen", so der Italiener.

      Doch so ganz stimmt es nicht, was Ferri auf Insta schrieb. Wie die Fifa auf Anfrage von 20 Minuten nämlich kommunizierte, gab es durchaus Konsequenzen. "Seine Hayya-Karte wurde storniert und er wurde von der Teilnahme an zukünftigen Spielen bei diesem Turnier ausgeschlossen", teilt ein Sprecher des Fußball-Weltverbands mit.

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