Ein Knall, Schreie, Blaulicht – und plötzlich ist alles anders. Für eine 45-jährige Frau aus Oberösterreich wurde eine harmlose Dienstreise zur seelischen Zerreißprobe. Was sie als Beifahrerin miterlebte, verfolgte sie Tag und Nacht.
Vor wenigen Wochen wurde die Frau Zeugin eines tödlichen Verkehrsunfalls: Ein entgegenkommendes Auto setzte zum Überholen an, beim Ausweichversuch verunfallte ein Fahrzeug – der Lenker starb daraufhin im Krankenhaus.
Dann war für die 45-Jährige nichts mehr wie vorher: Nächtliche Alpträume und unkontrollierbare Flashbacks am Tag bestimmten ihren Alltag. Sie war völlig erschöpft, aber gleichzeitig unruhig. Der Gedanke, selbst wieder in ein Auto steigen zu müssen, machte ihr Angst, löste Übelkeit und Panik aus.
Nach einigen Tagen nagten zudem die Schuldgefühle an ihr: Immer wieder fragte sich die Betroffene, ob sie bei der Erstversorgung etwas falsch gemacht haben könnte – ob sie und ihr Kollege womöglich Mitschuld am Schicksal des Verstorbenen trugen.
In ihrer Verzweiflung wandte sie sich an die Krisenhilfe OÖ. Ein mobiles Team besuchte sie zu Hause, eine Mitarbeiterin kümmerte sich auch mehrere Wochen danach um sie. Gemeinsam erarbeiten sie Strategien, wie die 45-Jährige mit ihren Symptomen umgehen kann.
Um die Krisenversorgung in Oberösterreich flächendeckend und noch umfassender gewährleisten zu können, haben sich pro mente OÖ, EXIT-sozial, Rotes Kreuz, Telefonseelsorge OÖ und Notfallseelsorge unter dem Namen Krisenhilfe OÖ zusammengeschlossen.
Neben dem ständig verfügbaren Krisentelefon bietet die Krisenhilfe OÖ in psychosozialen Notsituationen auch Online- und Chatberatung, persönliche Gespräche und mobile Einsätze, etwa in Form von Hausbesuchen.
Die Krisenhilfe OÖ unterstützt in allen psychischen Notsituationen – rund um die Uhr, sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr unter der Telefonnummer 0732 / 21 77.
Alle Infos unter krisenhilfeooe.at.
"Das Miterleben eines Unfalls kann sehr belastend sein und für einige Tage bis Wochen verschiedene Folgen nach sich ziehen. Auch wenn man körperlich verschont bleibt, kann das Gefühl entstehen, völlig hilflos ausgeliefert zu sein", erklärt Dominik Lichtenthal, stv. Leiter des Bereichs Mobile Einsätze der Krisenhilfe OÖ.
Das zeige sich laut dem Experten beispielsweise an einer anhaltenden Unruhe oder größerer Schreckhaftigkeit. "Bilder und andere Erinnerungen, die sich nach solchen Erlebnissen oft regelrecht aufdrängen, sind ein Weg unseres Gehirns, das Ereignis zu verarbeiten."
Häufig lege sich das Gefühl nach einigen Tagen von selbst wieder. Professionelle Beratung könne dabei aber eine wichtige Stütze sein. Auch die 45-Jährige spürte schon nach dem zweiten Treffen mit der Krisenhilfe Erleichterung: Die Gespräche hätten ihr das Gefühl genommen, "verrückt" zu werden.