Fussball

Früchtl vor Derby: "Geht nur um Sieg oder Niederlage"

Das 341. Wiener Derby wird zum Krisen-Duell. Austria-Keeper Christian Früchtl spricht über Fehler, vergebene Chancen und die Erlösung vor dem Derby. 

Markus Weber
Austria-Keeper Christian Früchtl.
Austria-Keeper Christian Früchtl.
Gepa

Wenn am Sonntag die Austria auf Rapid trifft, geht es mehr als nur um einen Derbysieg. Beide Teams rangieren aktuell außerhalb der Top Sechs und sind damit nicht auf Kurs Richtung Meisterrunde. Rapid ist Siebter, die "Veilchen" gar nur auf Platz zehn. Beide Teams feierten am Mittwoch Erfolge in der zweiten ÖFB-Cuprunde – die Austria siegte mit 4:0 in St. Anna am Aigen, Rapid musste beim 5:2 nach Verlängerung gegen Gurten Überstunden einlegen. Davor waren die "Veilchen" sieben Spiele lang ohne Sieg, Rapid immerhin fünf Spiele. 

"Geht nicht drum, wie es in der Vergangenheit gelaufen ist"

Eine zusätzliche Brisanz, die das 341. Duell um Wien gar nicht brauchen würde, wie Austrias Torhüter Christian Früchtl im "Heute"-Talk erzählte. "Im Derby geht es nicht drum, wie es in der Vergangenheit gelaufen ist. Das ist ein Spiel, das beide Mannschaften gewinnen wollen. Da gibt es keinen Tabellenplatz, es geht nur um Sieg oder Niederlage. Und wir wollen auf der Siegerseite stehen", so der 23-Jährige. 

Zuletzt schwächelten die "Veilchen" vor allem auch nach Führungstreffern, verloren gegen Hartberg und Altach. "Wenn wir in Führung gehen, bringt es uns im Moment ein wenig raus. Wir schaffen es nicht, dass wir sagen: 'Komm, wir gehen aufs zweite Tor und entscheiden das Spiel'. Dann ist auf einmal der Wurm drinnen und wir lassen uns dadurch verunsichern", schilderte der Austria-Keeper die violette Situation, gleichzeitig würde man "Woche für Woche super Trainingsleistungen" abliefern. 

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    Früchtl hat, wie der Großteil des Kaders, eine äußerst positive Bilanz gegen den grün-weißen Erzrivalen Rapid konnte schon elf Derby sin Folge nicht gewinnen, wartet seit vier Jahren auf einen "Dreier". Ist das also die Zusatzmotivation für Violett? "Ich gehe schon selbstbewusst in das Spiel hinein. Wir wissen, was wir können, müssen es auf den Platz bringen. Dann bin ich davon überzeugt, dass wir das Spiel gewinnen werden", erzählte der Bayer, der sich nach einem Jahr in Wien pudelwohl fühlt. "Die Stadt ist überragend, da brauchen wir nicht reden. Ich brauche zehn Minuten in den ersten Bezirk. München ist wunderschön, Wien finde ich von der Lebensqualität her noch einen Ticken besser", so Früchtl, der mit einer einjährigen Leihe nach Nürnberg insgesamt acht Jahre in der bayrischen Metropole lebte. 

    "Andi Gruber ist jetzt unser Tabakovic"

    Nach den letzten Krisen-Wochen meldeten sich die "Veilchen" mit dem klaren Cup-Erfolg gegen den Regionalligisten St. Anna rechtzeitig vor dem Schlagerspiel wieder zurück. "Es war eine Erlösung. Wir haben eine kleine Durststrecke gehabt. Wichtig war, dass wir uns Selbstvertrauen geholt haben", erklärte der 1,93 Meter große Keeper, der im Cup-Spiel seinem Ersatzmann Mirko Kos Platz machen musste. Trotz der sieglosen Zeit und des bitteren Ausscheidens in der Conference-League-Qualifikation gegen Legia Warschau blieben die "Veilchen" ruhig, allen voran auch Coach Michael Wimmer. "Er hat das angesprochen, worauf es ankommt, hat den Finger in die Wunde gelegt. Natürlich ist es eine scheiß Situation, aber wir zeigen gute Trainingsleistungen, müssen es auf den Platz bringen", erklärte Früchtl. 

    Blickt man auf den Saisonvergleich, dann fällt auf, dass die "Veilchen" in der letzten Bundesliga-Saison 14 Treffer kassierten, aktuell mit 13 sogar leicht besser dastehen, aber deutlich weniger Punkte auf dem Konto haben. Das legt die Vermutung nahe, dass es an der Chancenverwertung und dem Abgang von Torjäger Haris Tabakovic liegt. "Ab dem Winter hat man sich drauf verlassen können, dass da vorne einer drinsteht, der dir die reinmacht, wenn Chancen da sind. Aber wir haben Qualität vorne. Und Andi Gruber ist jetzt mehr oder weniger unser Haris. Jetzt müssen andere ran", so Früchtl. 

    "... Aber das ist Fußball"

    Gleichzeitig müssen aber auch die teils haarsträubenden individuellen Fehler in der Defensive abgestellt werden. So auch bei Früchtl selbst, wie der 23-Jährige ehrlich zugab. Der Keeper patzte vor dem Gegentreffer zum 1:2 in Hartberg. "Das sind Fehler, die passieren. Es gehört auch zu unserer Spielweise dazu, dass der Torwart hoch steht. Ich habe mich verschätzt. Damit war das aber auch erledigt. Ich hatte ein überragendes Spiel, dann mache ich so einen Fehler. Aber das ist Fußball", erklärte Früchtl. Gruber meinte jüngst: "Wir kriegen Gegentore, die sonst keiner bekommt". Dass die Defensiv-Patzer abgestellt werden müssen, ist auch Früchtl klar. "Bei individuellen Fehlern können der Trainer oder die anderen Spieler auch nichts machen. Wir müssen schauen, dass wir über 90 Minuten konzentriert bleiben." 

    Mehr denn je auch am Sonntag gegen Rapid. Gut 15.000 Tickets sind bereits abgesetzt, das 341. Wiener Derby dürfte spätestens am Sonntag ausverkauft sein. "Wir spielen so wie immer, werden Druck machen. Wir wissen, was die Fans gerade durchmachen, was die für uns leisten. Sie haben uns trotzdem nach vorne gepeitscht, wir sind ihnen schuldig, dass wir voll reinhauen und ihnen den Derbysieg widmen können", so Früchtl.