Keine 15 Minuten waren die Münchner Philharmoniker im Großen Musikvereinssaal auf der Bühne gestanden, da ging auch schon eine geplante Aktion los: Ein paar Aktivisten begannen am Stehplatz lautstark Parolen zu rufen und zogen eine Palästina-Fahne hervor.
Das Sicherheitspersonal hatte ordentlich zu tun, um die Störenfriede in den Griff zu bekommen. Wie der "Standard" berichtet, tauchte dann auch noch ein weiterer Besucher als Aktivist auf. Dieser marschierte direkt Richtung Bühne und schrie "Freiheit für Gaza!". Die Reaktion der anderen Besucher war laut "Standard" alles andere als freundlich.
Anlass des Protests? Dirigent Lahav Shani hat die israelische Staatsbürgerschaft, mehr nicht. Das Orchester brach auf der Bühne ab. Shani wartete laut "Standard" das Ende des Tumults ab und gab dann das Zeichen zum Weitermachen an das Münchner Orchester.
Es ist nicht das erste Mal, dass Shani von Gaza-Protesten betroffen ist. Erst vor einer Woche wurde er beim Flandern-Festival in Gent ausgeladen. Die Begründung war, dass Shani sich nicht klar genug von der Regierung Netanjahu und deren Kriegshandlungen distanziert hätte.
"Antisemitismus hat in Europa keinen Platz – nicht offen, nicht versteckt", sagt Staatssekretär Alexander Pröll zum Vorfall. "Kunst lebt vom Dialog, von Offenheit und Vielfalt. Es muss grundsätzlich gelten, dass kein Musiker für die Politik seines Heimatlandes verantwortlich gemacht, diffamiert oder ausgeladen wird. Die Freiheit der Kunst muss hochgehalten werden. Wer Künstlerinnen und Künstler unter Gesinnungsdruck setzt, gefährdet ebendiese Freiheit."