"Klare Forderung"

Israel lahmgelegt – Massenproteste gegen Gaza-Krieg

Tausende demonstrieren in Israel für ein Ende des Gaza-Krieges und die Freilassung der Geiseln – Regierung und Armee reagieren mit Härte.
Lara Heisinger
17.08.2025, 18:26
Loading...
Angemeldet als Hier findest du deine letzten Kommentare
Alle Kommentare
Meine Kommentare
Sortieren nach:

Kommentare neu laden
Nach oben

In Israel sind am Sonntag tausende Menschen auf die Straße gegangen. Sie haben für ein Ende vom Krieg im Gazastreifen und für die Freilassung der dort festgehaltenen Geiseln demonstriert und gestreikt. Viele wichtige Straßen wurden von den Demonstranten blockiert, in Jerusalem und Tel Aviv blieben zahlreiche Geschäfte zu. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hat den Demonstranten vorgeworfen, damit die radikalislamische Hamas zu stärken.

Das Forum der Geiselfamilien, die größte Vereinigung von Angehörigen, hat am Sonntag zum Streik aufgerufen. Damit wollten sie Solidarität mit den Geiseln zeigen, die von Islamisten im Gazastreifen festgehalten werden. Der Sonntag ist in Israel der erste Tag der Woche. "Hunderttausende israelische Bürger werden heute das Land mit einer klaren Forderung lahmlegen", erklärte die Organisation. "Bringt die 50 Geiseln zurück, beendet den Krieg", hieß es weiter.

Die Proteste haben stattgefunden, nachdem das israelische Sicherheitskabinett angekündigt hatte, den Einsatz gegen die Hamas im Gazastreifen auszuweiten. In israelischen Medien waren Bilder zu sehen, wie Demonstranten Reifen angezündet und große Staus verursacht haben. Die Autobahn zwischen Tel Aviv und Jerusalem war unter anderem blockiert. Die Polizei gab an, mehr als 30 Demonstranten festgenommen zu haben.

"Nächste Phase" für Einnahme von Stadt Gaza

Die Armee will nach eigenen Angaben die Stadt Gaza und die Flüchtlingslager in Al-Mawasi im Zentrum des Gazastreifens einnehmen. Die Familien der Geiseln haben Angst, dass eine Ausweitung der Kämpfe zum Tod ihrer Angehörigen führen könnte.

Der israelische Armeechef Ejal Samir hat am Sonntag die Genehmigung für die "nächste Phase" der Pläne zur Einnahme der Stadt Gaza bekanntgegeben. Laut Medienberichten soll die Bevölkerung der Stadt evakuiert, die Stadt danach eingekreist und erobert werden. Die Armee werde sich nun auf die Stadt Gaza "konzentrieren", um die Hamas "entscheidend" zu schlagen, hieß es in einer Erklärung der Armee. Die Geiseln sollen dabei immer im Mittelpunkt stehen. Zehntausende Reservisten werden laut israelischen Medien für diese Einsätze einberufen.

Vor der Residenz von Netanjahu haben sich Dutzende Demonstranten versammelt und gefordert, den Krieg zu beenden und "alle zurückzuholen". Sie hielten Fotos von Geiseln in die Höhe und schwenkten israelische sowie gelbe Fahnen – Gelb ist die symbolische Farbe der Geiseln. Am "Platz der Geiseln" in Tel Aviv, der seit Kriegsbeginn ein Symbol ist, wurde eine riesige israelische Fahne mit Porträts der Entführten aufgehängt.

Netanjahu kritisiert Proteste

Netanjahu hat die Proteste scharf kritisiert. Er warf den Demonstranten vor, "nicht nur die Position der Hamas zu verhärten und die Freilassung unserer Geiseln zu verzögern, sondern auch sicherzustellen, dass sich die Gräueltaten des 7. Oktober (2023) wiederholen".

Die Hamas und verbündete Kämpfer hatten am 7. Oktober 2023 mit einem Großangriff auf Israel den Krieg ausgelöst. Laut israelischen Angaben wurden dabei mehr als 1.200 Menschen getötet, 251 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.

Noch immer hält die Hamas 49 Geiseln fest, von denen laut israelischer Armee nur 22 noch am Leben sind. Das Forum der Geiselfamilien spricht in seinen Forderungen von 50 Geiseln, weil es einen im Jahr 2014 im Gazastreifen getöteten israelischen Soldaten mitzählt. Die sterblichen Überreste des Soldaten befinden sich nach wie vor in dem Palästinensergebiet.

{title && {title} } LH, {title && {title} } 17.08.2025, 18:26
Jetzt E-Paper lesen