Im Gazastreifen sind laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) seit Jahresbeginn mindestens 99 Menschen an Mangelernährung gestorben – wahrscheinlich sind es aber noch viel mehr. Unter den gemeldeten Todesfällen wegen Mangelernährung waren 29 Kinder unter fünf Jahren, sagte WHO-Generalsekretär Tedros Adhanom Ghebreyesus am Donnerstag in Genf. "Diese gemeldeten Zahlen sind wahrscheinlich unterschätzt."
"Im Juli wurden fast 12.000 Kinder unter fünf Jahren als akut mangelernährt identifiziert – die höchste monatliche Zahl, die je verzeichnet wurde", erklärte Tedros. Die Menschen im Gazastreifen hätten "begrenzten Zugang zu grundlegender Versorgung, wurden mehrfach vertrieben und leiden nun unter einer Blockade der Nahrungsmittelversorgung", warnte er.
Israel hatte Anfang März eine Blockade für Hilfslieferungen in den Gazastreifen verhängt. Ende Mai wurde die Sperre teilweise wieder aufgehoben. An Verteilzentren der von Israel finanzierten Stiftung Gaza Humanitarian Foundation (GHF) verübt die israelische Armee nach Angaben von Palästinensern und Hilfsorganisationen immer wieder Gewalt. Laut UN wurden seit Ende Mai mindestens 1.373 Menschen getötet, die im Gazastreifen auf Lebensmittelhilfen warteten.
Wegen der dramatischen Lage im Gazastreifen wächst international der Druck auf Israel. Die Menge an Hilfsgütern, die über Land und durch Luftabwürfe ins Gebiet kommen, ist laut UN weiterhin viel zu wenig. Den rund 2,4 Millionen Menschen im Gazastreifen droht laut UN eine "allgemeine Hungersnot".
Der Krieg im Gazastreifen wurde durch den Großangriff der islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst. Dabei wurden laut israelischen Angaben mehr als 1.210 Menschen getötet, 251 wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.
Israel geht seither massiv militärisch in dem Küstenstreifen vor. Laut Angaben der Hamas-Behörden wurden bisher mehr als 61.200 Menschen getötet. Diese Zahlen lassen sich nicht unabhängig überprüfen, werden aber von den Vereinten Nationen als belastbar eingestuft.
