Es handelt sich um eine Viruskrankheit, die ursprünglich vor allem in Indien, Südostasien und Afrika vorkommt. 2005 kam es zu einer lokalen Epidemie auf der französischen Insel La Réunion, ein Drittel der Bevölkerung infizierte sich und rund 260 Menschen starben.
Das Chikungunya-Fieber geht mit typischen Grippe-Symptomen wie hohem Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen einher, manchmal begleitet von einem Hautausschlag. Die meisten Infizierten erholen sich vollständig. Schwere Verläufe treten laut Peter Kremsner, Direktor des Instituts für Tropenmedizin, Reisemedizin und Humanparasitologie am Universitätsklinikum Tübingen, vor allem bei Säuglingen und sehr alten Menschen auf.
Am Dienstag warnte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor einer weltweiten Epidemie. Bereits in 119 Ländern sei die Krankheit nachgewiesen worden. "5,6 Milliarden Menschen sind gefährdet", sagte WHO-Sprecherin Diana Rojas Alvarez vor Journalisten in Genf. "Wir schlagen frühzeitig Alarm, damit die Länder sich rechtzeitig vorbereiten."
Die Sterblichkeitsrate beträgt laut WHO weniger als ein Prozent. "Doch bei Millionen von Fällen kann dieses eine Prozent Tausende von Todesfällen bedeuten", warnte Rojas Alvarez.
Das Chikungunya-Virus wird durch die weiblichen Mücken der Gattung Aedes verbreitet, hauptsächlich durch die Asiatische Tigermücke, aber auch durch die Gelbfiebermücke. Die Erkrankung tritt meist sieben bis neun Tage nach dem Stich durch eine infizierte Mücke auf.
Vor rund einer Woche hat sich in der Nähe von Straßburg ein Mensch angesteckt. Wie das Robert Koch-Institut (RKI) mitteilte, wurde die Infektion bei einem Menschen im Elsass nachgewiesen, der sich ausschließlich südlich von Straßburg aufgehalten habe – etwa sechs bis sieben Kilometer von der deutschen Grenze entfernt. Dort habe er sich offenbar durch den Stich einer infizierten Mücke angesteckt. In den vergangenen Wochen waren bereits sechs weitere lokale inländische Chikungunya-Fälle in Frankreich entdeckt worden, die meisten davon nahe der Mittelmeerküste.
Hendrik Wilking, stellvertretender Leiter des Fachgebiets Gastrointestinale Infektionen, Zoonosen und tropische Infektionen am RKI, sagte am Dienstag vor einer Woche anlässlich eines Press Briefings zum Thema: "Wir konnten schon in den letzten Jahren im südlichen Europa beobachten, dass es immer wieder zu lokalen Ausbrüchen von Chikungunya-Fieber, Dengue-Fieber und teilweise auch Malaria gekommen ist. Die Ausbrüche, die im Zusammenhang mit Reiseaktivitäten in betroffenen Ländern stehen, sind stark auf dem Vormarsch." Sorge bereite dem RKI aber vor allem, dass aufgrund des Klimawandels die Bedingungen für Ausbrüche in Deutschland ohne vorherige Reise in ein betroffenes Land immer besser würden. "Wir müssen davon ausgehen, dass Chikungunya-Ausbrüche ohne Reiseaktivität auch in Deutschland schon in diesem oder in den nächsten Jahren vorkommen werden."
Wilking sagt es so: "Als lästig sind Mücken hierzulande schon bekannt. In vielen anderen Ländern gibt es das Bewusstsein, dass sie nicht nur lästig, sondern gesundheitsgefährdend sind. So langsam müssen wir uns wohl auch in Deutschland daran gewöhnen."
In der EU sind derzeit zwei Impfstoffe zugelassen, ein Lebend- und ein Totimpfstoff. Beide sind nur für Personen über 12 Jahren zugelassen. Kramer vom Universitätsklinikum Tübingen sagt: "Noch fehlen entsprechende Daten und die Zulassung, doch ich sehe keinen Grund, wieso die Impfstoffe nicht auch bald bei Kindern eingesetzt werden sollten."
Zuletzt ist es im Zusammenhang mit dem Lebendimpfstoff aber zu mehreren Fällen von schweren Nebenwirkungen bei älteren Menschen gekommen. In La Réunion sind zwei über 80-jährige Personen möglicherweise im Zusammenhang mit der Impfung verstorben. Die europäische Arzneimittel-Agentur hat eine Überprüfung des Lebendimpfstoffs eingeleitet und die Impfung für über 64-Jährige ausgesetzt.
Die ständige Impfkommission (Stiko) in Deutschland empfiehlt seit Kurzem eine Impfung bei Reisen in Ausbruchsgebiete. In der Schweiz ist laut dem BAG bislang keiner der Impfstoffe zugelassen, entsprechend gibt es auch keine Impfempfehlung. Das BAG empfiehlt lediglich, sich bei Reisen in betroffene Länder vor Mückenstichen zu schützen, etwa mit langärmliger Kleidung, Mückenschutzmitteln und Moskitonetzen für die Nacht.
Bisher gibt es laut BAG kein wirksames Medikament, die Therapie erfolgt symptomatisch. Beschwerden lassen sich nur mit fiebersenkenden und schmerzstillenden Präparaten lindern.