Delta Airlines kündigte kürzlich an, vermehrt auf künstliche Intelligenz zu setzen, um die Preise für Flugtickets dynamisch festzulegen. "Letztendlich werden wir für jeden Flug zu jeder Zeit genau für Sie als Individuum einen Preis haben", sagte Glen Hauenstein, Präsident der Airline, anlässlich eines Investorenevents. Erste Resultate zeigten "erstaunliche Erlöse".
Welche konkreten Daten die Airline nutzt, um etwa das individuelle Buchungsverhalten ihrer Kundschaft zu analysieren, ist derzeit nicht bekannt – darüber kann nur spekuliert werden. Der KI-Experte Roger Dooley schreibt in einem Beitrag für "Forbes", dass künftig zahlreiche Faktoren Einfluss auf den Ticketpreis haben könnten – darunter "deine Kreditinformationen, deine bisherige Flugbuchungshistorie und deine Preissensibilität."
Konsumentenschützer reagierten erzürnt: "Sie versuchen, in die Köpfe der Menschen zu schauen, um herauszufinden, wie viel sie bereit sind zu zahlen", sagte Justin Kloczko von der kalifornischen NGO Consumer Watchdog zu "Fortune". "Sie hacken im Grunde unsere Hirne." Den Airlines gehe es lediglich darum, genau herauszufinden, wie viel jemand bereit sei, zu bezahlen – und dann den höchstmöglichen Preis zu verlangen. Auch Ruben Gallego, Senator von Arizona, reagierte mit harscher Kritik und sprach von einer "räuberischen Preisgestaltung". Er werde nicht zulassen, dass Delta damit durchkomme.
Auch die Swiss begann laut Sprecherin Silvia Exer-Kuhn schon 2018 damit, auf gewissen Strecken die dynamische Preisgestaltung durch den Einsatz von Algorithmen und KI-Tools zu optimieren. Das sei in den vergangenen Jahren laufend weiterentwickelt worden. "Es ist unser Ziel, dass wir bis Ende dieses Jahres die auf modernen KI-Tools basierende dynamische Preisfindung auf das gesamte Streckennetz ausgeweitet haben", sagt Exer-Kuhn. Spezifisch auf einzelne Personen zugeschnittene Preise gebe es bei der Swiss aber nicht: "Vergangene Buchungen oder das Klickverhalten auf der Webseite haben keinen Einfluss."
Die Preise der Swiss richteten sich nach Angebot und Nachfrage, die zu einem bestimmten Zeitpunkt auf einer Strecke bestehen. Zusätzlich beeinflusse den Preis etwa, ob ein Passagier Gepäck abgebe oder eine Stornierungs- oder Umbuchungsmöglichkeit wünscht. Dazu kämen unter anderem der Zeitpunkt eines Fluges, die Dauer des Aufenthalts und die Vorlaufzeit bei der Buchung. All diese Faktoren führten dazu, dass sich die Preise auch auf derselben Strecke wesentlich unterscheiden könnten.
Delta Airlines arbeitet für das Pricing mit Fetcherr zusammen, ein israelisches KI-Unternehmen, das dynamische Preissetzungs- und Nachfrageprognosesysteme für die Luftfahrt- und Reisebranche entwickelt. "Sobald wir in der Flugbranche etabliert sind, werden wir in die Hotellerie, Autovermietung, Kreuzfahrten, was auch immer, expandieren", sagte Mitgründer Robby Nissan auf einer Reisekonferenz schon 2022. Bei Flugpreisen ist die dynamische Preisgestaltung laut Experten schon längst etabliert. Inwiefern personalisierte Preise, etwa aufgrund der individuellen Zahlungsbereitschaft, künftig Realität werden, erfährst du in diesem Artikel.