"Er schaute sie an, dann zu seinem Hund – und nickte in ihre Richtung. Dann griff der Hund an", sagt der Ehemann der Frau. Ein Spaziergang zur Eichberger Raststation in Altstätten SG endet für eine 56-jährige Frau im Spital. Ein unangeleinter Pitbull springt sie an, beißt sie – und reißt ihr ein Drittel des Ohrs ab.
Der Hundehalter soll tatenlos zugesehen haben und anschließend geflüchtet sein. Die Staatsanwaltschaft hat ein Verfahren gegen eine tatverdächtige Person eröffnet.
An einem Morgen Mitte Juni war der Hundehalter laut dem Ehemann mit zwei Pitbulls unterwegs – beide ohne Leine. Er spazierte zuerst mit einem Hund, dann mit dem anderen dieselbe Runde. Seine Frau saß in dieser Zeit auf einer Bank bei der Raststation und sei bei seiner zweiten Runde mit etwas Abstand hinterher spaziert.
Als der Mann zur Hütte zurückkam, sprach ihn die Frau an. Sie habe gesagt, dass sein erster Hund im Auto heftig bellte. "Er hat sie angesehen, dann seinen Hund – und dann genickt. Ich bin überzeugt: Das war das Signal zum Angriff", sagt der Ehemann.
Der Pitbull soll sie angesprungen, zu Boden geworfen und an Bein, Hals und Brust verletzt haben. Dann biss er ins rechte Ohr. "Ein Drittel war weg", so der Mann. Auch die Haut hinter dem Ohr sei abgerissen worden.
Nach dem Angriff soll die verletzte Frau in die Hütte geflüchtet sein und den Mann um Hilfe gebeten haben. Doch der Hundehalter soll untätig geblieben sein. "Meine Frau hat ihn mehrfach gebeten, ihr zu helfen – aber er hat nichts getan. Stattdessen hat er ihr das Handy weggenommen, als sie damit Hilfe anfordern wollte", sagt der Mann zu 20 Minuten. "Sie blutete stark, hatte Schmerzen und konnte niemanden kontaktieren."
Der Hund sei weiter frei vor der Hütte herumgelaufen. Die Frau habe sich rund eine halbe Stunde lang nicht aus der Hütte getraut: "Sie hatte Todesangst." Schließlich sei der Halter mitsamt Hund und dem Handy ins Auto gestiegen – und davongefahren.
"Trotz der Verletzungen schleppte sie sich zur Straße und hielt ein Auto an", so der Mann. Der Lenker brachte sie nach Hause. Ihr Ehemann fuhr sie ins Spital – und informierte dort die Polizei.
Diese bestätigt, dass am 12. Juni ein Vorfall mit einem Hundebiss gemeldet wurde. Eine 56-jährige Frau sei verletzt worden. Das abgebissene Ohrstück wurde laut dem Ehemann später im Dreck gefunden – ungekühlt, rund zweieinhalb Stunden nach dem Angriff.
Der Angriff ereignete sich laut Staatsanwaltschaft an der Höhlistraße in Altstätten. "Die verletzte Frau wurde vom Hundehalter zurückgelassen. Dabei nahm er ihr Mobiltelefon mit", teilt die Untersuchungsbehörde mit. Gegen eine tatverdächtige Person wurde ein Verfahren eröffnet. Verhaftet wurde niemand. Die Untersuchung läuft – es gilt die Unschuldsvermutung.
"Der Hund ist keine Gefahr mehr für die öffentliche Sicherheit", sagt Kantonstierarzt Lukas Kenel auf Anfrage. Nach dem Angriff seien entsprechende Maßnahmen ergriffen worden – welche genau, bleibt offen. Zum konkreten Fall äußert er sich aus Datenschutzgründen nicht.