Nach heftigen Postings der ultrarechten Influencerin Laura Loomer lässt die US-Regierung vorerst keine Menschen aus dem Gazastreifen mehr zur medizinischen Behandlung in die USA einreisen. Das US-Außenministerium teilte am Samstag auf X mit, dass die Vergabe von „medizinisch-humanitären“ Visa an Menschen aus dem Palästinensergebiet vorläufig gestoppt wird. Jetzt soll eine „komplette und gründliche Überprüfung“ der bisherigen Abläufe stattfinden, wie diese Einreisegenehmigungen vergeben wurden.
Wie viele solcher „medizinisch-humanitären“ Visa zuletzt an Menschen aus dem Gazastreifen ausgestellt wurden, sagte das Ministerium nicht. Es sprach aber von einer „kleinen Zahl“.
Die US-Hilfsorganisation Heal Palestine hat bisher die Reisen für Menschen aus dem Palästinensergebiet zur medizinischen Behandlung in die USA organisiert. Erst vor kurzem gab die Organisation bekannt, dass sie die Verlegung von elf schwer verletzten Kindern aus dem Gazastreifen, ihren Begleitpersonen und Geschwistern organisiert hat. Es sei „die größte einzelne Evakuierung“ verletzter Kinder aus dem Gazastreifen in die USA gewesen.
Die ultrarechte Influencerin und Verschwörungstheoretikerin Loomer, der ein großer Einfluss auf US-Präsident Donald Trump nachgesagt wird, kritisierte am Freitag in mehreren wütenden Nachrichten auf X die Visa-Vergabe für Menschen aus dem Gazastreifen als „wahrhaft inakzeptabel“. „Wer auch immer die Visa im US-Außenministerium ausgestellt habe, müsse 'gefeuert' werden.“
Loomer behauptete, dass auf diesem Weg Leute ins Land kommen, die unter anderem die radikalislamische Hamas unterstützen. „Unser Land wird mit Dschihadisten überflutet.“ Sie sagte auch, dass sie wegen der Angelegenheit mit Mitarbeitern des Vorsitzenden des Geheimdienstausschusses im US-Senat, dem Republikaner Tom Cotton, gesprochen habe.
Loomer hat zwar kein offizielles Amt, findet aber offenbar immer wieder Gehör bei Präsident Trump und seiner Regierung. So soll sie hinter der Entlassung mehrerer hochrangiger Regierungsmitarbeiter stehen, denen sie mangelnde Loyalität zu Trump vorgeworfen hat.
Die US-Hilfsorganisation Palestine Children's Relief Fund forderte die Trump-Regierung am Samstag auf, die „gefährliche und unmenschliche Entscheidung“ zum Stopp der medizinischen Einreisen rückgängig zu machen. „Medizinische Evakuierungen sind eine Rettungsleine für die Kinder des Gazastreifens, denen sonst angesichts des Zusammenbruchs der medizinischen Infrastruktur im Gazastreifen unvorstellbares Leid oder der Tod drohen würde“, erklärte die Organisation.
Im Gazastreifen herrscht nach 22 Monaten Krieg zwischen Israel und der Hamas eine dramatische humanitäre Notlage. Es fehlt an Essen und Medikamenten. Ausgelöst wurde der Krieg durch den Großangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023. Dabei wurden laut israelischen Angaben mehr als 1.200 Menschen getötet und 251 Personen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.