Sarajewo versinkt im Smog! Die bosnische Hauptstadt leidet im Winter traditionell unter extrem schlechter Luft - jetzt war’s besonders schlimm: Am Donnerstag wurden die gesetzlichen Grenzwerte für Feinstaub teils um das Zehnfache überschritten.
Flüge wurden gestrichen, Bauarbeiten im Freien verboten. Kinder durften nicht nach draußen, der Verkehr schleppte sich bei dichtem Nebel durch die Stadt. Einige Menschen trugen bereits Atemschutzmasken, um sich vor der giftigen Luft zu schützen.
Sarajewo liegt in einem Kessel, umgeben von Bergen - bei Windstille bleibt der Dreck in der Luft tagelang stehen. Das Schweizer Messnetz IQAir stufte die Luft als "ungesund" ein. Sarajewo ist zudem regelmäßig auf den vorderen Plätzen der dreckigsten Städte der Welt zu finden.
Die Behörden reagierten: Fahrzeuge über 3,5 Tonnen sowie alle Autos, die nicht den EU-Umweltstandards entsprechen, dürfen derzeit nicht ins Zentrum. Auch Baustellen und öffentliche Versammlungen wurden verboten.
Der ultrafeine Feinstaub PM2,5 dringt tief in die Lunge ein und kann Krebs, Herzinfarkte oder Atemwegserkrankungen auslösen. Besonders gefährdet sind ältere Menschen, Kranke und Kinder.
Enis Krecinic, Experte für Luftverschmutzung am staatlichen meteorologischen Institut, erklärte, die Konzentration giftiger Partikel in Sarajewo sei teilweise zehnmal höher als zulässig. Er merkte an, dass sich die Situation wohl in absehbarer Zeit nicht ändern werde.
"Wir brauchen eine systematische Lösung", sagte er und fügte hinzu, dass rund 40.000 Haushalte Zeit bräuchten, um "auf alternative, umweltfreundliche Heizsysteme umzusteigen".
Die Umweltbilanz vieler Balkanländer bleibt schlimm - trotz Versprechen an die EU: Müllberge in Flüssen, kaum Recycling, immer weniger Grünflächen. Betroffen ist nicht nur Bosnien-Herzegowina: Auch in Belgrad im Nachbarland Serbien wurde die Luft am Donnerstag als "ungesund" eingestuft.