Ergebnislose KV-Verhandlungen

"Gefahr von Ansteckungen" – Sozialarbeiter am Limit

Die Stimmung im Sozialbereich kippt: Bei einer Aktion in Linz berichteten Beschäftigte "Heute" von Überlastung, Angst und massiven Kürzungen.
Lea Strauch
25.11.2025, 03:00
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Nachtdienst, Existenzangst und kaum Wertschätzung: Bei einer Aktion in Linz schilderten Sozialarbeiterinnen, wie dramatisch sich ihre Arbeitsbedingungen in den vergangenen Jahren verschärft haben. Evelyn (54), die seit fast 30 Jahren in der Branche arbeitet und in der Linzer Jugendnotschlafstelle UFO tätig ist, brachte es gleich zu Beginn auf den Punkt: "Meine Arbeit besteht vorwiegend aus Nachtdiensten, deswegen bin ich ein bisschen müde."

"Es belastet auf jeden Fall"

Seit 22 Jahren arbeitet sie im Turnusdienst – körperlich wie psychisch eine enorme Herausforderung: "Es belastet auf jeden Fall. Ich bin auch nicht mehr so jung, es wird natürlich nicht besser." Ihre Arbeit bleibt dennoch eine Herzenssache. "Ich bin noch immer sehr gerne dort, es daugt mir voll."

Und das trotz des risikoreichen Alltags: Jugendliche, die direkt von der Straße kommen, Drogenkonsum und Infektionsgefahr gehören zum Alltag: "Da ist die Gefahr groß, dass man irgendwo Nadeln findet, sich sticht und mit Hepatitis ansteckt." Das Personal sei zwar gut geschult, "aber die Risiken gibt es bei uns".

Keine Einigung beim Kollektivvertrag

Gleichzeitig gehe die Wertschätzung spürbar zurück – etwas, das sie in all ihren Berufsjahren so noch nie erlebt habe. Auch die Stimmung im gesamten Sozialbereich kippe. Evelyn sprach von Furcht unter den Kollegen: "Ich habe noch nie erlebt, dass Mitarbeiter Angst vor Konsequenzen haben, wenn sie sich für ihre Sachen einsetzen."

Die laufenden KV-Verhandlungen für die Sozialwirtschaft, die zuletzt mit einem Angebot von faktisch 1,25 Prozent pro Jahr scheiterten, heizen die Lage zusätzlich an. "So wie jetzt war es noch nie", erzählte die 54-Jährige.

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Projekte gestrichen, Kollegen arbeitslos

Eine zweite Sozialarbeiterin aus Linz, die anonym bleiben will, bestätigte das Bild. Sie arbeitet im niederschwelligen Bereich und berichtet von starken Einsparungen: "Wir haben massive Ressourcenkürzungen gehabt, sodass wir Schwierigkeiten haben, unser Angebot noch adäquat umzusetzen." Doch die Menschen kommen weiterhin – und der Druck wächst.

Sowohl sie als auch Evelyn warnen vor den Folgen weiterer Einsparungen. Projekte seien schon kurzfristig gestrichen worden, Kollegen arbeitslos, Perspektiven für Jugendliche verloren. Gleichzeitig seien die Berufe schlecht bezahlt: "Du bist zum einen Helfer und hast dann aber privat vielleicht auch die Sorge, dein Leben zu finanzieren", so die anonyme Sozialarbeiterin.

"Vermögende könnten mehr einzahlen"

Für beide Frauen ist klar: Österreich spart an der falschen Stelle. "Wir sind ein reiches Land, aber ich bin mir nicht sicher, ob man gerade an der richtigen Seite ansetzt", sagte Evelyn. Und ihre Kollegin ergänzte: "Die Vermögenden könnten mehr in den Topf einzahlen – dann hätten wir überhaupt keine Probleme mehr." Für die nächste Verhandlungsrunde am Donnerstag hoffen sie vor allem auf eines: echte Wertschätzung für eine Arbeit, ohne die das System längst kollabiert wäre.

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