Bei der Ankunft am Flughafen Izmir klickten am 5. Oktober für einen alten Bekannten die Handschellen. Necati A. (53) alias "Neco" werden von der türkischen Staatsanwaltschaft "Gründung einer kriminellen Vereinigung" und "schwere Erpressung" vorgeworfen. Beamte der Abteilung für organisierte Kriminalität identifizierten den Kölner mit türkischen Wurzeln nach der Ankunft aus Belgrad, nahmen ihn noch am Airport sofort fest.
Der Verdächtige ist als "Pate von Köln" gefürchtet, soll ein mächtiger Anführer der Hell's Angels sein. 2004 war 53-Jährige wegen räuberischer Erpressung und krimineller Vereinigung in Köln (D) zu neun Jahren Haft verurteilt worden, 2007 schoben ihn die Deutschen in die Türkei ab. Dort gründete er angeblich die türkischen Hell's Angels, bevor er wieder nach Europa zurück kam.
Das ging jahrelang gut. Necati A. lebte unauffällig in einem Penthouse in der slowakischen Stadt Nitra – nur rund 170 Kilometer von Wien entfernt. Auf Social Media Postings ist zu sehen, dass der "Pate" auch immer wieder gerne in Wien war. Im schönen Velden am Wörthersee in Kärnten soll er ebenfalls gesehen worden sein.
Auf Social Media sind seine Ausflüge gut dokumentiert. In einem TikTok-Clip ist zu sehen, wie Necati A. entspannt über die Kärntner Straße spaziert. In einem anderen Post sieht man, wie ihn Dutzende Polizisten vor einer Bankfiliale umstellen. Der Einsatz soll sich im Sommer am Keplerplatz in Wien-Favoriten abgespielt haben, berichtet die "Türkische Allgemeine".
"Auf dem Video ist eine Gruppe der Bereitschaftseinheit ersichtlich, die eine Personenkontrolle und Identitätsfeststellung durchgeführt hat", heißt es von Seiten der Wiener Polizei. Mehr will man dazu nicht sagen. Necati A. dürfte kurz darauf wieder zurück in die Slowakei gefahren sein.
Dort wurde der 53-Jährige wenige Tage später beim Abendessen mit seiner Familie von einer Spezialeinheit in einem Restaurant festgenommen. Nach nur 10 Stunden Haft durfte er zwar nach Hause gehen, musste aber innerhalb von 30 Tagen das Land verlassen. Grund dafür soll ein neuer Eintrag im Schengen Informationssystem gewesen sein. Die Bundesrepublik Deutschland hatte dem Rocker-Boss ein Aufenthaltsverbot für den gesamten Schengenraum erteilt – er musste also die EU verlassen.
Unklar ist, warum Necati A. ausgerechnet in die Türkei flüchtete. Dort war er bereits zwei Mal festgenommen worden. Er wurde aber beide Male aus Mangel an Beweisen wieder freigelassen. Die Unschuldsvermutung gilt.