Jammie Booker hat den Titel "World’s Strongest Woman" in Arlington (Texas) gewonnen. Die US-Amerikanerin setzte sich gegen die Britin Andrea Thompson durch. Thompson verließ die Bühne bei der Siegerehrung sichtbar verärgert. Dabei sagte sie nach übereinstimmenden Medienberichten: "Das ist Bullsh*t."
Nicht nur die unterlegene Britin zeigte sich verärgert. Auch andere Athletinnen, Trainer und frühere Siegerinnen warfen Fragen zur Fairness auf. Die Anschuldigung lautet, dass Booker bei ihrer Anmeldung ihre Identität als trans Frau nicht offen kommuniziert habe. Die Veranstalter des Wettbewerbs haben bisher nicht öffentlich reagiert, wie die "Daily Mail" berichtet.
In einem Youtube-Video aus dem Jahr 2017 sagt Booker über sich selbst: "Ich bin eine 21-jährige trans Frau mit einer Geschichte voller Missbrauch. Ich versuche, mir selbst treu zu bleiben, obwohl ich unter der Kontrolle meiner religiösen Eltern aufgewachsen bin."
Nach dem Wettkampf veröffentlichte Booker ein emotionales Statement. Darin sagte sie unter Tränen: "Ich hätte nie gedacht, dass ich gewinne. Das war ein Traum. Ich danke allen, die dort waren. Es war eine Ehre, mit euch auf der Bühne zu stehen."
Rebecca Roberts, dreifache Siegerin bei der "World’s Strongest Woman", äußerte sich deutlich: "Ich habe keinen Hass gegenüber trans Menschen. Jeder verdient Würde, Respekt und das Recht, seine Identität zu leben. Aber ich kann nicht schweigen, wenn es um Fairness geht. In Kraftsportarten gibt es körperliche Unterschiede, die nicht verschwinden. Deshalb wurden Frauenkategorien geschaffen. Wenn wir das verlieren, verlieren wir die Grundlage unseres Sports." Sie schrieb weiter: "Was dieses Wochenende passiert ist, war nicht transparent. Niemand von uns wusste Bescheid. Nicht einmal die Veranstalter. Mein Standpunkt ist klar. Trans Menschen gehören in den Sport. Aber Frauenkategorien müssen Menschen vorbehalten sein, die biologisch als Frauen geboren wurden."
Auch Andrea Thompsons Trainer Laurence Shahlaei stellte sich hinter seine Athletin. "Du hast das Kreuzheben, die Langhantel und die Zirkushantel dominiert. Ich bin stolz auf dich. Du warst an diesem Tag die stärkste Frau." Gleichzeitig schrieb er: "Ich unterstütze Menschen dabei, sie selbst zu sein. Aber Sport ist Sport. Frauenklassen gibt es aus einem guten Grund."
Booker wurde zuvor von der Marke Iron Ape gesponsert. Nach dem Vorfall kündigte das Unternehmen die Zusammenarbeit. Geschäftsführer Colton Cross erklärte in einem Statement: "Wir haben Grund zur Annahme, dass Jammie Booker gegenüber den Offiziellen entscheidende Informationen falsch dargestellt hat. Das führte zu einem unfairen Vorteil. Unsere Entscheidung hat nichts mit ihrer Geschlechtsidentität zu tun. Wir erwarten von unseren Athleten sportliche Integrität. Wenn diese verletzt wird, müssen wir reagieren."
Booker hatte vor dem Wettkampf eine Spendenkampagne gestartet, um ihre Teilnahme in Texas zu finanzieren. Hinweise auf mögliche Kontroversen enthielt die Kampagne nicht. Die Organisatoren der Veranstaltung wurden nach Angaben mehrerer Athletinnen ebenfalls nicht informiert.
Die unterlegene Britin Andrea Thompson erhielt unterdessen breite Unterstützung. Frühere Siegerinnen wie Donna Moore oder Rebecca Roberts bezeichneten sie öffentlich als "wahre Gewinnerin".