Gesundheit

Gehört der Inzidenz-Wert bald der Vergangenheit an?

Laut Experten werden neben der Inzidenz-Zahl in Zukunft Daten zu Krankheitsverlauf und Impfstatus mehr Bedeutung bekommen. 

Sabine Primes
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Die Inzidenz allein wird in Zukunft nicht aussagekräftig genug sein.
Die Inzidenz allein wird in Zukunft nicht aussagekräftig genug sein.
Frank Rumpenhorst / dpa / picturedesk.com

Jüngst ist die so genannte Sieben-Tage-Inzidenz (wie viele Personen sich pro 100.000 Einwohnern in einer Woche angesteckt haben) in Diskussion geraten. „Abschied vom Inzidenz-Wert“, schrieb das deutsche "Handelsblatt", und "Spiegel online" titelte: „Politiker verlangen Abkehr von der Inzidenz als einzigem Maßstab“.

Inzidenz beschreibt die Anzahl der neu auftretenden Erkrankungen innerhalb einer Personengruppe von bestimmter Größe während eines bestimmten Zeitraums

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel betonte zwar, dass die Corona-Inzidenz eine wichtige Zahl zur Bewertung der Pandemie bleibe, ihr Gesundheitsminister Jens Spahn hatte davor auf Twitter geschrieben: „Da die gefährdeten Risikogruppen geimpft sind, bedeutet eine hohe Inzidenz nicht automatisch eine ebenso hohe Belastung bei den Intensivbetten. Die Inzidenz verliert zunehmend an Aussagekraft, wir benötigen nun noch detailliertere Informationen über die Lage in den Kliniken.“

In Österreich sehe man das genauso, erklärt Gesundheitswissenschaftler Florian Bachner von der Gesundheit Österreich gegenüber der Tageszeitung "Kurier". „Die rohe 7-Tage-Inzidenz wird weiterhin eine wichtige Kennzahl bleiben, weil die Virusverbreitung durch sie sehr gut abgebildet wird. Aber sie alleine reicht nicht mehr aus, um insbesondere in Bezug auf schwere Verläufe und die Wahrscheinlichkeit von Spitalsaufnahmen eine Risikoabschätzung zu geben. Man wird sie in Zukunft anders interpretieren müssen.“

Denn je nach Alter und Immunisierungsstatus der Infizierten werde man sich bei entsprechend hoher Durchimpfungsrate wesentlich mehr Fallzahlen leisten können, ehe das Gesundheitssystem ins Wanken komme, so Bachner. 

In Deutschland ist geplant, dass die Spitäler künftig mehr Daten zu ihren Corona-Patienten melden müssen als bisher. Etwa Informationen über den Impfstatus, die Symptome oder die Art der Behandlung. „Das wäre auch für Österreich extrem hilfreich“, zeigt sich Bachner überzeugt. Denn man wisse zwar, wie viele Menschen aufgenommen werden, aber nichts über ihr Alter, über die Virusvariante oder ihren Impfstatus. 

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