In der Per-Albin-Hansson Siedlung (Wien-Favoriten) ließ eine Familie sich vergangenen Jänner, an ihr Haus eine Klimaanlage montieren, um sich vor den immer heißeren Nächten zu schützen. Außen angebracht, ordentlich bezahlt, alles bereit für den Sommer. Doch bevor sie das Gerät überhaupt benutzen konnten, kam Post von Wiener Wohnen. Die Anlage sei nicht genehmigt und müsse wieder weg.
Laut Wiener Wohnen sind Klimaanlagen im Gemeindebau grundsätzlich bewilligungspflichtig und werden nur in Ausnahmefällen genehmigt – etwa bei Pflegestufe 6. Die Begründung lautet, dass Klimaanlagen die Umgebungstemperatur erhöhen und die Fassade beschädigen könnten.
In der ORF-Sendung "Bürgeranwalt" erklärte Andrea Janousek von Wiener Wohnen, dass es alternative Möglichkeiten gibt, Wohnraum zu kühlen, wie Wärmedämmfassaden, sanierte Fenster, Deckenventilatoren oder sogar Pflanzen. Das alles sei bei Familie B. laut Janousek, der Fall.
Norbert B. reagierte darauf mit Skepsis und sagte, die Fassade werde sich dadurch trotzdem aufheizen, was den Wohnraum quasi unbewohnbar macht und sieht darin keine langfristige Lösung.
Volksanwältin Gaby Schwarz zeigt Verständnis für die Familie. Im ORF-Studio kritisierte sie die strengen Regeln von Wiener Wohnen: "Viele Menschen leiden unter hohen Temperaturen im Sommer. Nicht nur bettlägerige Personen der Pflegestufe 6, sondern auch Menschen mit Herz-Kreislauf-Problemen, ältere Menschen, Kinder und viele andere." Sie fordert, dass Klimaanlagen nicht nur in Ausnahmefällen genehmigt werden sollten.
Familie B. zeigt Verständnis dafür, dass es Regeln geben muss – doch in ihrem Fall sei die Entscheidung unverständlich. "Wir haben wirklich alles versucht, um die Temperatur in den Griff zu bekommen", schildert Sabrina B. im ORF-Interview. Dennoch steigen die Werte im Sommer auf über 30 Grad – sowohl im Schlafzimmer als auch im Wohnzimmer.
„Man kann da nicht schlafen, nicht atmen – speziell mein Mann und unsere Kinder leiden extrem darunter“Sabrina B.im ORF Interview
Die Familie betont, dass auch ihnen der Umweltschutz wichtig sei. "Aber wir müssen auch an die Menschen denken. Das Klima verändert sich, die Sommer werden jedes Jahr extremer. Irgendwann hält man das ohne Hilfe nicht mehr aus."
Sabrina B. berichtet, dass in ihrer Siedlung viele Nachbarn bereits Klimaanlagen installiert haben. "Deswegen dachten wir, wir machen das auch", sagt sie. Für sie fühlt sich das Vorgehen von Wiener Wohnen wie reine Schikane an, "weil man es bei uns sieht, weil wir ein Eckhaus sind."
Brisant wird der Fall auch für viele andere Mieter. Denn wie viele Klimaanlagen in Wiener Gemeindebauten tatsächlich genehmigt sind, weiß kaum jemand. Sollten weitere Kontrollen folgen, könnten bald viele Anlagen wieder abmontiert werden müssen – trotz teurer Anschaffung. Die Sorge, dass der Sommer in der Wohnung zur Hitzeschlacht wird, dürfte damit noch größer werden. Familie B. hat ihre Klimaanlage in der vorgegebenen Frist abmontiert.