Jahrelang galt die Tuz-Gölü-Verwerfung in der Zentraltürkei als ruhige Zone mit seitlichen Plattenverschiebungen. Doch jetzt ist klar: Das Land reißt an dieser Stelle langsam auseinander.
Ein Forscherteam der Curtin University (Australien) hat mithilfe moderner Messmethoden nachgewiesen, dass sich an dieser Stelle die Erdkruste dehnt - und das Land auf beiden Seiten langsam voneinander wegdriftet.
Die Verwerfung zieht sich jährlich rund einen Millimeter auseinander", sagt Axel Schmitt von der Curtin University. Möglich machte die Entdeckung ein Trick der Natur: Lavaflüsse vom Hasandağ-Vulkan, die über die Verwerfung liefen, erkalteten und wurden über die Jahre durch Beben langsam auseinandergerissen. Diese natürlichen "Zeitzeugen" konnte das Team untersuchen.
Bislang ging man in der Türkei fast ausschließlich von seitlichen Verschiebungen aus - typisch für Erdbebenregionen. Dass hier eine Dehnung stattfindet, ist neu. Und relevant: Die Verwerfung liegt an einem tektonischen Brennpunkt, wo eurasische, arabische und afrikanische Platte aufeinandertreffen.
"Diese Erkenntnis hilft nicht nur für das Verständnis der Region, sondern auch weltweit - etwa entlang des Alpen-Himalaya-Gürtels", erklärt Mitautorin Janet Harvey.
Wie wurden die jüngsten Erkenntnisse gewonnen? Durch den Einsatz moderner Technologien wie Helium-Datierung und Fernerkundung konnte das Team minimale Verschiebungen in der Erdkruste nachweisen, die mit herkömmlichen seismologischen Methoden nicht erfassbar gewesen wären.
Warum die aktuellen Erkenntnisse wichtig ist? Weil das Wissen über Bewegungsmuster von Platten auch hilft, Vulkane und Erdbeben besser vorherzusagen - und Frühwarnsysteme zu verbessern. In einem Land wie der Türkei, wo regelmäßig die Erde bebt, kann das Leben retten.