Drama um Drusen

Gewalt-Eskalation in Syrien – "Es hat Massaker gegeben"

Seit Tagen eskaliert die Gewalt im Süden Syriens. Israel bombardierte Damaskus und die USA musste eingreifen, um eine Waffenruhe auszuhandeln.
20.07.2025, 22:19
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Die Beduinen-Stämme im Süden Syriens sind seit jeher auf Kriegsfuß mit den Drusen. Kürzlich eskalierte die Gewalt zwischen den beiden Parteien in Suwayda. Die syrische Übergangsregierung schickte ihre Truppen, um die Ordnung wiederherzustellen. Allerdings beteiligten sich die Truppen laut Beobachter an den Gefechten auf Seiten der Beduinen. Dabei sollen auch drusische Zivilisten getötet worden sein. Daraufhin schritt Israel ein. Die IDF griffen Truppen der syrischen Übergangsregierung direkt an.

Später kündigte der syrische Übergangspräsident al-Scharaa eine Waffenruhe und den Rückzug der syrischen Truppen aus Suwayda an. Der Waffenstillstand wurde wohl mithilfe der USA ausgehandelt. Die Waffenruhe soll von einem Ausschuss aus Vertretern der Regierung und geistlichen Führern der drusischen Gemeinschaft überwacht werden. Weiterhin versprach der syrische Präsident, die "abscheulichen Taten" in Suwayda zu untersuchen und "alle nachweislich Beteiligten" zu bestrafen.

"Art und Weise, die uns größte Sorge bereiten sollte"

Es kursieren Berichte von systematischen Vergewaltigungen und öffentlichen Hinrichtungen. Die Drusen folgen einer Religion, die aus dem schiitischen Islam abgezweigt ist, aber kaum mehr im Zusammenhang mit dem Islam steht. Sie sind eine Minderheit in Syrien, machen aber im südlichen Suwayda-Gebiet die Mehrheit aus. Neben ihnen leben sunnitische Beduinen-Stämme im Süden. Sie werfen einander vor, den Einfluss ausweiten zu wollen. Die geschwächte neue Regierung konnte bisher ihre Autorität im Suwayda-Gebiet nicht durchsetzen.

Bente Scheller von der Heinrich-Böll-Stiftung analysierte am späten Sonntagabend in der "ZIB2" bei ORF-Moderatorin Margit Laufer die Situation. Die Nahost-Expertin bestätigte: "Es hat Übergriffe gegeben, es hat Massaker gegeben. Die Gewalt ist hier wirklich eskaliert in einer Art und Weise, die uns größte Sorge bereiten sollte." Abwarten müsse man aber, um das Ausmaß einschätzen zu können – und die Expertin wies darauf hin, dass es Gräueltaten "auf beiden Seiten" gegeben habe. All das zeige, "wie sehr die Nerven in Syrien blank liegen".

"Funke da, der das Ganze zum Entzünden bringt"

Viele Fragen seien in Syrien nicht geklärt, etwa, wie der Sicherheitsapparat funktionieren solle oder was in der Verfassung verankert sei. Und dann sei ein "Funke da, der das Ganze zum Entzünden bringt", so Scheller, "ein Gerücht kann genügen, um eben zu wirklicher Gewalt zu führen". In der Vergangenheit hätten die Drusen versucht, sich halbwegs neutral zu positionieren, so die Nahost-Expertin. "Sie wissen, sie wollen Teil dieser Staaten sein, und dementsprechend gehen sie auch mit der Politik zu einem gewissen Grad mit."

Die Drusen seien allerdings am 8. Dezember daran beteiligt gewesen, auf Damaskus zu marschieren, erinnerte Scheller, und sie hätten versucht, sich gegen das Assad-Regime zu behaupten. "Viele von ihnen wollen Teil des neuen Syriens sein", so Scheller. Die Expertin streifte auch das Eingreifen von Israel in Syrien, es sei "brandgefährlich", wenn nur für einzelne Gruppen von außen Schutz versprochen werde, das gieße eher "Öl in die Flammen". Scheller gab aber auch Hoffnung: Es gebe viele Hoffnungsträger für ein neues, friedliches Syrien.

{title && {title} } red,20 Minuten, {title && {title} } Akt. 21.07.2025, 11:56, 20.07.2025, 22:19
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