Ex vergiftet & Mord angehängt

Gift-Krimi! "Eislady" instruiert aus Häfen Tochter (11)

Eine Mutter (31) soll einen millionenschweren Bauern blind gemacht und ihm dann einen Mordversuch angehängt haben. In der Haft schrieb sie dem Kind.

Gift-Krimi! "Eislady" instruiert aus Häfen Tochter (11)
Mutter schrieb Tochter aus Häfen.
privat, Schaler

Die Geschichte rund um eine 31-jährige gebürtige Weinviertlerin, die sich selbst "Eislady" nennt und einen millionenschweren Bauern (41) aus Niederösterreich kann man nicht erfinden, selbst als Krimi-Drehbuch wäre es vielen Regisseuren wohl zu dramatisch-kitschig-fiktiv.

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    Die 31-Jährige sitzt in Korneuburg in U-Haft.
    Die 31-Jährige sitzt in Korneuburg in U-Haft.
    privat

    Rückblick: Bereits vor etlichen Jahren hatten sich die 31-Jährige und der 41-Jährige kennengelernt und waren eine Beziehung eingegangen. Irgendwann beendete der Landmaschinenmechaniker-Meister die Liaison – er vermutete, dass seine Freundin noch andere Männer datete und lag damit auch richtig. Ganz kam er offenbar aber nie von der Landpomeranze, die laut Gutachten sehr provokant im Umgang mit Männern sein soll, los: Im September 2021 wurden er und die junge Frau, die ein Kind mit in die Beziehung brachte, wieder ein Paar. Obwohl körperlich topfit, setzte der gut situierte 41-Jährige die 31-Jährige im Mai 2022 als Alleinerbin ein – und zwar notariell beglaubigt.

    Blind nach "Spezialtrunk"

    Im Sommer 2022 wird es dann laut Kripo kriminell: Damals soll die Verdächtige ihrem Freund im Rahmen einer Feier ein "Spezialgetränk" zubereitet haben. "Trink das, dann mach’ ich ***** für Dich", stellte sie ihm ein amouröses Abenteuer in Aussicht. Der Spruch verfehlte die Wirkung nicht: Der 41-Jährige kippte den mit Drogen versetzten Trunk (40 % Methanol-Anteil) hinunter. Danach verschlechterte sich sein Zustand rapide. Der Landwirt lag fünf Tage lang im künstlichen Tiefschlaf. Als er wieder aufwachte, war er beinahe vollständig erblindet - die Sehkraft ist im Prozentbereich gar nicht mehr darstellbar.

    In der Folge, Ende August 2022, annullierte der sehbehinderte 41-Jährige das Testament. Die Folge: Die junge Frau eröffnete dem Landwirt, von ihm schwanger zu sein. Sie soll ihn vor die Wahl gestellt haben: Gemeinsames Leben, Alleinerbin im Testament – oder Beziehungs-Aus samt Abtreibung.

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    "Suizidversuch" war Mordversuch

    Am 21. Oktober 2022 tat er tatsächlich, was von ihm verlangt wurde und setzte die 31-Jährige erneut beim Notar als Alleinerbin ein. Zwei Wochen später die nächste, dramatische Wende: Der 41-Jährige wurde mit schwersten Verletzungen ins Landeskrankenhaus Mistelbach eingeliefert. Die junge Mutter gab an, den Verletzten so in der Früh gefunden zu haben; er habe von Selbstmord gesprochen. An seiner Wohnadresse stellten Ermittler tatsächlich Schlafmittel (Rohypnol) sicher.

    Als er wieder dazu in der Lage war, gab der Mann jedoch an, dass man gemeinsam gegessen hätte, nach dem Verzehr von selbst gebackenen Muffins könne er sich an nichts mehr erinnern – totales Blackout. Brisant: Der 41-Jährige schloss jegliche Suizid-Absicht aus und beendete die Beziehung. Er nahm die Frau wieder aus dem Testament und erstattete Anzeige. Dennoch hielten beide telefonisch Kontakt.

    Tochter (10) musste schießen

    Am 17. Mai 2023 eskalierte der Krimi völlig: Die damals zehnjährige Tochter der 31-Jährigen wählte um 6.15 Uhr den Polizeinotruf. Ihre Mutter sei vom 41-Jährigen niedergestochen worden. Er habe mehrmals mit einem Messer auf sie eingestochen, dabei brach auch die Klinge ab. Nach Abbruch der Klinge habe der Angreifer einen Schraubenzieher genommen und der Mutter zwei Mal in den Rücken gerammt.

    Gegenüber der Polizei gaben Tochter und Mutter, anfangs noch übereinstimmend, an, dass der Ex in die Wohnung eingedrungen sei und rasend vor Eifersucht gebrüllt haben soll: "Wenn ich Dich nicht haben kann, dann keiner." Erst als die 10-Jährige einen Warnschuss aus einer Schreckschusspistole abgegeben hätte, sei der Ex-Freund mit dem Fahrrad davongefahren. Die Mutter konnte eine genaue Beschreibung der mutmaßlichen Tatkleidung (Arbeitshose, Arbeitsschuhe usw.) angeben. Gleichzeitig wurde wundersamerweise von einem unbeteiligtem Passanten das Mobiltelefon des 41-Jährigen auf der Straße gefunden.

    Blinder in U-Haft

    Daraufhin wurde der Landwirt dennoch als Tatverdächtiger festgenommen und – obwohl er sämtliche Vorwürfe bestritt – in U-Haft genommen. Die Frau wurde ins Klinikum Donaustadt gebracht und beschuldigte ihren früheren Freund beharrlich. An seiner rund zehn Kilometer entfernten Wohnadresse fanden Polizisten tatsächlich blutgetränkte Kleidungsstücke; im Sack der Arbeitshose steckte zudem das Keramikmesser mit abgebrochener Klinge.

    Die Kripo rekonstruierte die Tat penibel. Dabei verstrickte sich die 31-Jährige immer mehr in Widersprüche. Ebenso belastend: Es gab zwar 13 Kontaktaufnahmen vom Handy des 41-Jährigen, aber diese wurden nicht per Sprachsteuerung ausgeführt – alle Anrufe und Nachrichten wurden ohne Sprachsteuerung gemacht. Außerdem war das Mobiltelefon unweit der Frau, nicht bei der Wohnung des Verdächtigen eingeloggt. Und: Ein enger Bekannter soll der Frau unterstützend und beratend zur Seite gestanden haben (Anm.: er bekommt ein eigenes Verfahren wegen falscher Beweisaussage, wird vertreten von Mirsad Musliu von der Kanzlei Rast-Musliu)

    Lügenkonstrukt brach zusammen

    Am 14. Juli 2023 brach das mutmaßliche Lügenkonstrukt der Mutter zusammen: Der 41-Jährige wurde enthaftet und fast gleichzeitig die 31-Jährige wegen des Verdachtes der schweren Körperverletzung mit Dauerfolgen, Mordversuchs und anderer Delikte in U-Haft (unter anderem auch wegen Verdunkelungsgefahr, da sie weitere Zeugen beeinflussen könnte) genommen. Für die Mutter gilt die Unschuldsvermutung.

    Gegenüber den Sachverständigen versuchte sie in der U-Haft ihre Kindheit zu verschleiern (Anm.: um den Gutachter zu testen und um zu testen wie "gescheit" die Experten sind). Sie habe zum Beispiel bewusst nicht angegeben, dass sie ein Pflegekind sei. Überhaupt führte sie bezüglich ihrer Kindheit und Elternhaus immer wieder recht abenteuerliche Geschichten aus.

    Laut psychologischem Gutachten hat die Frau eine kombinierte Persönlichkeitsstörung mit dissozialen sowie narzisstischen Anteilen. 

    Und trotz oder eben wegen der Beweislast soll die bald 32-Jährige in ihrer Zelle zahlreiche Briefe für die Tochter verfasst haben (Anm.: Auszüge daraus siehe Bilderstrecke): Die Schriftstücke gingen mit Schokolade aus der Zelle der Justizanstalt Korneuburg raus und erreichten tatsächlich die mittlerweile elfjährige Tochter. Per Briefen versuchte die Mutter, ihre Tochter klar zu instruieren, wie sie gegenüber den Ermittlungsbehörden aussagen solle.

    Du bist eine Mafia-Tochter, halte alles versteckt und geheim
    Verdächtige Mutter (31)
    zu elfjähriger Tochter

    Zum Beispiel: "Es darf nie wer herausfinden, dass alles erfunden ist" oder "Ich weiß, ich kann mich auf Dich verlassen, Du bist eine Mafia-Tochter, halte alles versteckt und geheim." Freilich könnte man die Briefe auch als Geständnis werten.

    Leben von Opfer zerstört

    Die Pflegefamilie der Elfjährigen entdeckte schließlich im Herbst 2023 die gesammelten Schriftstücke im Zimmer der Schülerin und übergaben sie der Opferschutzorganisation, die sofort die zuständige Staatsanwaltschaft Korneuburg informierte.

    Das Leben des Opfers ist laut Opferanwalt Arthur Machac schwer gezeichnet. "Sie hat sein Leben zerstört", so der Advokat. Für den Anwalt der angeklagten 31-Jährigen wartet indes Schwerarbeit: Der Mutter droht eine lebenslange Freiheitsstrafe und eine Einweisung in ein forensisches Zentrum. Ein Prozesstermin steht noch nicht fest.

    Akt.