Aufreger in Reisezeit

Giftmüll-Skandal erschüttert beliebtes Urlaubsparadies

Zwischen Adria-Küste und Nationalpark wurde in Kroatien illegal Giftmüll gelagert. Behörden sprechen von einem Umweltskandal ungekannten Ausmaßes.
Bernd Watzka
16.06.2025, 15:20
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Eigentlich ist es eine der schönsten Regionen Kroatiens: Zwischen dem Nationalpark Krka mit seinen berühmten Wasserfällen und der Adria-Küste bei Zadar und Šibenik liegt ein Paradies für Urlauber. Doch genau dort sorgt jetzt ein gigantischer Umweltskandal für Entsetzen.

Giftiger Industriemüll

Wie kroatische Medien berichten, wurde auf einem abgelegenen Fabrikgelände in Gospić über Jahre hinweg giftiger Industrieabfall illegal gelagert – darunter hochgefährliche Chemikalien, Asbest und Altöl. Der Müll stammt offenbar aus verschiedenen Fabriken und wurde unter falschen Angaben in der Region entsorgt.

Schadstoffe im Grundwasser

Umweltschützer schlagen Alarm: Der Boden sei bereits kontaminiert, erste Proben zeigen hohe Schadstoffwerte im Grundwasser. Auch der nahegelegene Krka-Fluss könnte betroffen sein – und damit der gesamte Nationalpark. Das hätte Auswirkungen sowohl für die lokale Bevölkerung als auch auf den Tourismus an der Adriaküste.

Die Polizei hat Ermittlungen aufgenommen, mehrere Verdächtige aus dem Entsorgungsgewerbe wurden bereits einvernommen. Laut Umweltministerium drohen "drastische Konsequenzen".

35.000 Tonnen Abfall auf Fabrikgelände

Schätzungen gehen von rund 35.000 Tonnen Abfall aus, der allein auf dem Fabrikgelände in Gospić vergraben wurde, "teils bei Tage und offen vor aller Augen". Was genau dort alles liegt, wisse niemand genau, sagt Umweltaktivist Mile Ilić zum MDR.

Europol spricht von "medizinischem Abfall" aus verschiedenen Ländern der EU, darunter auch Deutschland. Erste Analysen zeigen alarmierende Werte: Arsen doppelt so hoch wie erlaubt, Zink 21-fach über dem Grenzwert, dazu erhöhte Konzentrationen von Chrom, Kupfer, Nickel und Blei.

Entladungen mit "politischer Rückendeckung"?

"Man hat ausgerechnet, dass hier rund 1.300 LKW entladen wurden", sagt Ilić. Würde man all diese Fahrzeuge aneinanderreihen, die hier ausgeladen wurden, ergebe das eine Fahrzeugschlange von über 20 Kilometern. "Und niemand will etwas bemerkt haben." Für Ilić steht fest: "So etwas kann nur mit politischer Rückendeckung geschehen sein."

25.000 illegale Deponien in Kroatien

Die Zagreber NGO "Ekologija grada" schätzt, dass es in Kroatien landesweit rund 25.000 illegale Deponien gibt. "Zum größten Teil handelt es sich dabei um kleinere Deponien, auf denen skrupellose Personen ihren Müll entsorgen", sagt NGO-Chef Josip Pavlović.

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