So ein Mist! Bereits im Frühjahr 2020 schloss die MA 48 den Mistplatz Zwischenbrücken in der Dresdner Straße – der einzige Mistplatz für die Leopoldstadt und die Brigittenau. Seither reißt die Kritik an dem Vorgehen und den Plänen für einen neuen Standort nicht ab. AnrainerInnen und BezirkspolitikerInnen kämpften bis zuletzt für die Rückkehr des alten Mistplatzes im 2. Bezirk – doch die Mühe scheint vergeblich.
Die Stadt Wien möchte einen neuen Mistplatz im Nordbahnviertel errichten. Dieser soll direkt an den großen Park "Freie Mitte" gesetzt werden. Für die Grünen Wien ist das völlig inakzeptabel. "Damit verdrängt die SPÖ nicht nur bis jetzt dort geplanten geförderten Wohnbau, sondern gefährdet auch die Lebensqualität tausender Anrainer:innen", kritisieren Kilian Stark, Grüner Gemeinderat und Sprecher für Stadtplanung und Mobilität, sowie Bernhard Seitz, Bezirksvorsteher-Stellvertreter der Leopoldstadt.
Die Grünen befürchten, dass der neue Mistplatz Schwerverkehr, Lärm, Abgase und erhöhtes Verkehrsaufkommen für das Grätzl bedeutet. Außerdem gehe das Vorhaben "auf Kosten des geförderten Wohnbaus", meint Stark.
Das sei so nicht richtig, erklärt die Pressestelle der MA 48 gegenüber "Heute". Der Standort liege optimal, heißt es in einer Stellungnahme. "Der Mistplatz wird eingeschlossen durch das künftige Umspannwerk der Wiener Netze, die ÖBB-Schnellbahntrasse, die 'grüne Mitte' und die Innstraße. Er ist von beiden Bezirken 2 und 20 sehr gut erreichbar, mit geringstmöglicher Anrainerbelästigung. Die 'grüne Mitte' bleibt ohne Flächeneinbuße erhalten", so die MA 48.
Auch Platz für Wohnbau solle durch das Projekt nicht verloren gehen. Am ehemaligen Mistplatz-Standort in der Dresdner Straße wird Platz frei und dort kommen künftig Wohnungen hin. Die MA 48 spricht von einem "Flächentausch". Die entsprechenden Flächenwidmungen wurden am Dienstag im Stadtplanungsausschuss beschlossen.
Trotzdem: Die Planungsphase für das 6.500 Quadratmeter große Areal ist noch nicht endgültig abgeschlossen. Einige Details werden noch verhandelt. "Der neue Mistplatz wird jedenfalls mit Solarpaneelen und Gebäudebegrünung geplant", heißt es.
Noch am 13. März 2025 hat die Bezirksvertretung Leopoldstadt einstimmig beschlossen, den Mistplatz an der Dresdner Straße zu modernisieren und wiederzueröffnen. Seitz kritisiert: "Das Projekt steht für Missachtung demokratischer Beschlüsse und Bezirksinteressen, für den Verlust von leistbarem Wohnraum, für zusätzliche Verkehrs- und Lärmbelastung und für undurchsichtige Hinterzimmerpolitik. Selbst der Bezirksvorsteher wurde übergangen."
Die SPÖ spielt den Ball zurück. "Die Grünen haben in ihrer einstigen Zuständigkeit 2018 die Widmung für das besagte Gebiet in der Dresdners Straße umgesetzt – und zwar für Wohnbau, direkt und unmittelbar beim dortigen Mistplatz. Das war der 'Todesstoß' für den Mistplatz, der in enger Wohnumgebung einfach nicht mehr adäquat ist", hält Omar Al Rawi, Vorsitzender des Planungsausschusses fest.