Erstmals wird am Amtshaus Margareten die Flagge der Roma gehisst. Der Anlass: Der 2. August – Europäischer Holocaust-Gedenktag für Roma und Sinti. In der Nacht auf diesen Tag wurden im KZ Auschwitz-Birkenau über 4.000 Menschen ermordet – Männer, Frauen, Kinder.
Trotz dieser grausamen Bilanz ist der sogenannte Porajmos, also der Völkermord an Roma und Sinti, in Österreich noch immer kaum bekannt. Öffentliche Gedenkaktionen? Selten. Genau deshalb will Margareten jetzt vorangehen.
Bezirksvorsteher Michael Luxenberger (Grüne) spricht von einem "klaren Zeichen", das gesetzt werde – und meint damit die sichtbare Erinnerung im öffentlichen Raum. Für ihn sei es wichtig, auch jene Gruppen sichtbar zu machen, die in der Geschichte oft übergangen wurden.
Die Roma-Fahne über dem Amtshaus sei ein Bekenntnis – gegen das Vergessen und gegen Vorurteile. Gerade in einem Bezirk wie Margareten mit vielen verschiedenen Communities sei es "überfällig", so Luxenberger sinngemäß.
Auch aus der Bezirkspolitik kommt Unterstützung. Lena Nanut, Vize-Vorsitzende der Bezirksvertretung und Sprecherin für Antirechtsextremismus, betont die Notwendigkeit, alle Opfergruppen des Nationalsozialismus ins Gedenken einzubeziehen.
Sie sagt: "Wir brauchen ein würdiges Gedenken – auch für jene, die jahrzehntelang kaum erwähnt wurden." Der Porajmos dürfe nicht länger am Rand bleiben, sondern müsse ein fixer Teil der Erinnerungskultur werden.
Dass Margareten als einziger Bezirk aktiv wird, stößt bei Eva Blimlinger, Mitglied des Nationalfonds-Kuratoriums, auf Unverständnis. Sie hätte sich gewünscht, dass alle Amtsgebäude in Österreich an diesem Tag beflaggt sind – nicht nur eines.
Zugleich weist Blimlinger darauf hin, dass die Roma-Fahne nicht nur Erinnerung, sondern auch Widerstand gegen Diskriminierung sei. Der sogenannte "Gadje-Rassismus" – also Vorurteile gegenüber Roma – sei nach wie vor spürbar.
Für viele Angehörige der Roma-Community ist das Hissen der Fahne ein emotionaler Moment. Pia Thomasberger, Vizepräsidentin der Hochschüler:innenschaft österreichischer Rom:nja, sagt: "Es gibt nichts Schöneres, als endlich sichtbar zu sein."
Man fühle sich oft übersehen, erklärt sie – trotz langer Geschichte in Österreich. Jetzt am Amtshaus zu sehen, dass man offiziell dazugehört, sei ein wichtiges Zeichen für Zugehörigkeit und Respekt.