"POLIZEI! HALTEN SIE ABSTAND! POLIZEI! TRETEN SIE ZURÜCK!" Wie besessen brüllt ein Polizist immer wieder diese Sätze – mit einer Hand an der Waffe – den Teilnehmern eines Gedenk-Camps am Peršmanhof in Kärnten entgegen. Dutzende Polizisten, mehrere Drohnen, Polizeihunde, Kräfte der Spezialeinheit SIG und sogar ein Polizeihubschrauber waren im Einsatz – genau dort, wo SS-Polizisten kurz vor Kriegsende ein Massaker mit 13 Toten verübten.
Der Vorwurf nun: Die dort anwesenden Personen würden wildcampen und gegen die Sittlichkeit verstoßen – obwohl es sich um eine Veranstaltung des Museums selbst auf dessen Privatgelände handelte. Das Anwesen wurde durchsucht, die Teilnehmer kontrolliert, teils angezeigt; eine Person festgenommen, weil sie eine Amtshandlung auf slowenisch forderte und deshalb nicht ausweisen wollte.
"Wir sind bestürzt und zutiefst irritiert über die Vorgehensweise der Behörden und der Exekutive", so der Gedenkverein in einer Aussendung. Die innen- und außenpolitischen Folgen des Eklats sind enorm – immerhin ist der Gedenkverein allseits geachtet, bekam zuletzt Besuche etwa von Bundespräsident Van der Bellen oder dem damaligen Nationalratspräsidenten Sobotka.
Landeshauptmann Peter Kaiser hat seit Bekanntwerden des Vorfalls am Sonntag unzählige Gespräche mit Angehörigen, Volksgruppe, Verein, Behörden, auf diplomatischer und politischer Ebene mit Slowenien, dem Verfassungsschutz, Bund und der Exekutive geführt. Am Mittwoch werde es einen runden Tisch hierzu geben.
"Die Würde dieses geschichtsmächtigen Ortes und die jahrelang mühevoll aufgebaute Gedenkarbeit muss erhalten und weiterhin forciert werden." Als erste Konsequenz wurde nach einem persönlichen Gespräch mit Innenministerminister Gerhard Karner die Einrichtung einer Analysegruppe festgelegt.
"Federführend wird das BMI eine umfassende, multiprofessionelle Analyse zur lückenlosen Aufklärung der Vorfälle am Peršmanhof durchführen", heißt es in einer Aussendung. Auf Anraten Kaisers wird auch die slowenische Volksgruppe in diese Analyse miteingebunden.
"Wenn sich alle Verantwortungsträger der Ausmaße und der grenzüberschreitenden Auswirkungen der Vorfälle an dem aufgrund seiner Geschichte so besonders sensiblen Ort bewusst sind, dann kann und muss es eine lückenlose, transparente Aufarbeitung in Form einer uneingeschränkten Untersuchung, die alle Beteiligten umfasst, geben", betont Kaiser.