Seit 1. August gilt am Yppenplatz in Wien-Ottakring eine großflächige Waffenverbotszone – als Reaktion auf zahlreiche Vorfälle in den vergangenen Jahren. Die Polizei zeigt Präsenz, patrouilliert sichtbar, spricht Personen an. Die sonst üblichen Drogenszenen sind an diesem Tag nicht zu sehen. Doch das Grundproblem bleibt spürbar.
"Man fühlt sich hier nicht mehr sicher", sagt Stefan Trittner, Bezirksparteiobmann der ÖVP Ottakring, bei einem Lokalaugenschein mit "Heute". In den letzten zwei Jahren sei es am Yppenplatz wiederholt zu Zwischenfällen gekommen – von Drogenhandel über Messerattacken bis hin zu Schießereien.
"Das hat nichts mehr mit Einzelfällen zu tun. Die Drogenszene war zwischenzeitlich dermaßen offen, dass mitten am Tag gedealt wurde – ganz ohne Versteck", so Trittner. Die Einführung der Waffenverbotszone sieht er als notwendigen Schritt – aber als viel zu spät.
Am 2. August 2025 – nur einen Tag nach Inkrafttreten der Waffenverbotszone – wurde ein 26-Jähriger am Yppenplatz bei einer Auseinandersetzung mit einem Messer schwer verletzt. Der mutmaßliche Täter: ein amtsbekannter 32-jähriger Syrer, der laut Polizei in einem Bekanntschaftsverhältnis zum Opfer steht.
Es ist nicht der erste schwere Vorfall im Grätzel. Am 14. Juli 2024 wurden drei Männer durch Schüsse und Messerstiche verletzt. Am 23. Mai 2024 wurde ein 24-Jähriger am Nachmittag mit einer Stichverletzung im Halsbereich gefunden. Und im September 2021 wurde eine Frau in der Nähe des Brunnenmarktes mit einer Eisenstange tödlich verletzt. Auch dieser Fall sorgte damals für große Bestürzung im Grätzl.
Dass die Maßnahme erst jetzt kommt, sorgt für Kritik. "Ich habe mich ja lange dafür starkgemacht und habe meinen Vorschlag auch vor Ort bereits im Frühling mit unserem Innenminister Gerhard Karner besprochen", sagt Trittner. "Noch am 26. Juni hat die SPÖ dagegen gestimmt – und nur einen Monat später begrüßt sie plötzlich die Maßnahme. Das ist ein bemerkenswerter Meinungswechsel, den wir hinterfragen müssen."
Bezirksvorsteherin Stefanie Lamp hingegen betont bei der Ankündigung der Zone: "Alle Menschen sollen sich in unserer Stadt und im Bezirk sicher fühlen." Der Bezirk investiere jährlich rund eine Million Euro in die Sozialarbeit im öffentlichen Raum. Die Waffenverbotszone gilt vorerst bis 1. November 2025, die dazugehörige Schutzzone sogar bis Februar 2026.
Der Yppenplatz ist bei Bewohnern wie Besuchern beliebt. Die Gastronomie boomt nach wie vor, der Markt zieht Publikum an. Doch laut Trittner überlagert das Sicherheitsproblem zunehmend das positive Bild des Viertels.
"Viele Eltern lassen ihre Kinder nicht mehr allein durch den Park gehen", schildert er. "Das ist schade, weil das Grätzl grundsätzlich viel Potenzial hat. Aber das Gefühl der Unsicherheit ist mittlerweile tief verankert."
Zwar lobt Trittner die Polizei: "Die machen einen großartigen Job, vor allem unter diesen schwierigen Bedingungen." Doch von Sozialarbeit sei vor Ort wenig zu sehen. "Mobile Sozialarbeit ist praktisch nicht vorhanden. Dabei bräuchte es genau das – nicht, um Dealer zu vertreiben, sondern um suchtkranke Menschen frühzeitig zu betreuen."
Die Situation erinnere ihn an die Entwicklung rund um die U6-Station Josefstädter Straße: "Ein Drogenmilieu darf sich in einem bestimmten Grätzl gar nicht erst verfestigen – genau das ist hier aber passiert."