Österreich

Reiche Frau nach Tipp im Häf'n 2. Mal überfallen

Heute Redaktion
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Im Häf'n hatte Peter G. (32) Michael D. (50) kennengelernt. D. hatte 2018 eine reiche 62-Jährige in NÖ ausgeraubt. Und im Sommer 2019 besuchte Peter G. die 62-Jährige bei einem Haftausgang ...

Eine Geschichte wie aus der Feder eines übermotivierten Krimiautors: Am 23. September 2018 hatte Peter D. (50) seine vermögende Bekannte, eine 62-Jährige Schmuck- und Antiquitätenhändlerin, in Gänserndorf ausgeraubt, drückte die Frau in die Badewanne rein, fesselte sie (mit Kabelbinder und Schal um den Kopf) und soll Schmuck und Gold in Millionenhöhe ergattert haben ("Heute" berichtete).

Peter D. wurde wenig später gefasst, fasste beim Prozess im März 2019 elf Jahre Haft aus ("Heute" berichtete ebenfalls).

Frau zum zweiten Mal überfallen

Und jetzt erst kommt Peter G. ins Spiel: Peter G., fünffach vorbestraft (zweimal davon wegen Raubes) wurde im Juni 2019 von der Justizanstalt Innsbruck nach Krems (NÖ) verlegt, lernte im Schmalz Michael D. kennen. Die beiden Pülcher verstanden sich prächtig, Michael D. erzählte dem 32-Jährigen, dass er unschuldig sei und erklärte ihm die Widersprüche im Strafakt ("Heute" berichtete). Peter G. saugte die Infos über die reiche Bekannte auf, ab Juli 2019 bekam der 32-Jährige schließlich regelmäßig Haftausgänge.

Am 18. Juli entschloss sich Peter G. laut Anklage, die vermögende 62-Jährige zu überfallen. Er vertraute den Aussagen seines Zellenkumpels, dass dort nochmals reichlich Beute zu machen wäre. Während seines Haftausganges fuhr Peter G. also mit dem Zug nach Gänserndorf, ging zu Fuß zum Wohnhaus der 62-Jährigen, sprang über das Gartentor, zog sich - wie ein Eisenbahnräuber - ein Halstuch vors Gesicht und wartete auf die 62-Jährige.

Die alleinstehende Antiquitätenhändlerin kam gegen 18.20 Uhr nach Hause, ging aufs Klo und ließ wegen ihres Hundes die Eingangstüre einen Spalt offen.

Der mittlerweile mit Schirmkappe, Sonnenbrille und Halstuch maskierte Peter G. zog sich noch schnell Einweghandschuhe an und überwältigte die arme Frau am stillen Örtchen. Noch während die 62-Jährige am Klo saß, drückte er sie nach unten und zerrte sie in den Vorraum.

Er forderte Schmuck und Bargeld, zwang sie den ersten Tresor zu öffnen. Dann dirigierte Peter G. sein Opfer in den Keller und forderte die Öffnung der drei Standtresore. Die darin befindlichen Uhren und Goldschmuck stopfte der 32-Jährige in ein Plastiksackerl. Die 62-Jährige flehte ihren Peiniger an, ihr einige Erinnerungsstücke zu lassen - der Bitte kam der Täter sogar nach.

Opfer musste waschen und putzen

Dann musste sie noch den Wandtresor im Schlafzimmer öffnen, die Beute wanderte auch ins Plastiksackerl. Im Anschluss zog sich Peter G. Pulli und Shirt aus und zwang die bedauernswerte Frau die Kleidung in der Waschmaschine zu waschen. Um ja keine Spuren zu hinterlassen, musste das Opfer dann noch die Teppiche saugen und die Böden schrubben. Er selbst wischte auch nochmal mit Reinigungsmittel darüber. Dann fesselte Peter G. sein Opfer an einen Sessel und flüchtete gegen 20.40 Uhr Richtung Wien. Knapp eine Stunde später konnte sich das Opfer befreien und über die hauseigene Alarmanlage Rettung und Polizei verständigen. Die 62-Jährige wurde leicht verletzt, musste ambulant behandelt werden.

Flucht nach Sichtung von Foto

Peter G. kehrte in die Haftanstalt zurück, durfte wieder raus, entdeckte während seines mehrtägigen Ausganges am 1. August ein Fahndungsfoto von sich in der Zeitung ("Heute" berichtete auch dieses Mal). Denn: Nach dem ersten Überfall hatte sich die 62-Jährige eine Videoanlage samt Alarmsystem installieren lassen. Und daher war Peter G. in guter Qualität ohne Maskierung gefilmt worden. Peter G. kehrte in der Folge nicht mehr ins Häf'n zurück, gab das geraubte Geld eilig aus und warf sogar einen Teil des Schmuckes weg. Am 7. August wurde Peter G. schließlich festgenommen. Er zeigte sich gegenüber der Polizei voll geständig.

Am heutigen Donnerstag musste Peter G. (Verteidiger Philipp Winkler) in Korneuburg vor Gericht.

"Die Beute? 21.000 Euro waren's. Ich habe damit ganz was anderes vorgehabt. Neues Leben mit Wohnung und so. Hört sich alles jetzt so deppert an", so der Angeklagte beim Prozess.

Laut Opferangaben kamen zu den 21.000 Euro aber noch etliche andere Wertsachen hinzu, darunter auch Goldschmuck – die Höhe der Gesamtbeute soll laut Opfer bei einer Million Euro liegen.



"Im Bordell waren Sie und versoffen haben Sie das Geld", hielt die Richterin dem Angeklagten entgegen. Peter G. gab dann zu: "Ja, ich hab es verschleudert." Der Beutewert wurde vor Gericht mit mindestens 300.000 Euro bestimmt.

Das Urteil: 9,5 Jahre Haft für Peter G. (32) - nicht rechtskräftig.