Brisanter Prozess in der Steiermark. Ein 23-jähriger muss sich am Grazer Straflandesgericht wegen seiner fragwürdigen Aktivitäten in einer Whatsapp-Chatgruppe verantworten. Über den Zeitraum von drei Jahren soll er mehrere nationalsozialistische Beiträge gepostet haben – das berichtet die Kleine Zeitung. Zudem lud er zu einer "Hitler-Party" ein. Für den Angeklagten fielen seine Handlungen unter Satire.
Anders sah dies Richter Christoph Lichtenberg. Ihm zufolge könnten manche Postings noch gerade so "als besoffener Studentenwitz durchgehen", im Fall des Angeklagten wären es jedoch über 70 Beiträge. Hier könne man nicht mehr von einer temporären Verwirrung eines Jugendlichen sprechen, so der Richter.
In der Verhandlung listete die Staatsanwältin sämtliche Postings des jungen Steirers auf. Ihr zufolge würden diese ein "ganz eindeutiges Bild" seiner Gesinnung zeigen. Demnach soll der 23-Jährige für ein Foto mit dem Hitlergruß posiert haben. Auf einem weiteren Foto war er mit Hakenkreuz-Armbinde zu sehen.
Zudem soll er in seinem Schlafzimmer Nazi-Devotionalien gesammelt haben. Seine Freunde lud er zu einer "Hitler-Party" ins Wochenendhaus ein. Auch seine Familie soll von der Gesinnung des 23-Jährigen gewusst haben. So hatte ihm sein Vater ein Bild von einer Pizza geschickt, die mit Oliven in Hakenkreuzform belegt war. "Wenn er in einer Pizzeria arbeiten würde, schaut die Pizza dann so aus ...", kommentierte der Vater unter dem Bild.
In der Verhandlung beteuerte der Beschuldigte, dass er kein Nazi sei. Seine Beiträge seien als Satire zu verstehen. Ihm zufolge wollte er in der Chatgruppe lediglich "schwarzen Humor" verbreiten. Diese Darstellung der Ereignisse ließ der Vorsitzende jedoch nicht gelten. Für den Richter habe der Mann eindeutig rechtsextremistisches Gedankengut verbreitet. Ähnlich sahen dies auch die Geschworenen.
Am Ende wurde der bislang unbescholtene Mann zu einer unbedingten Geldstrafe in der Höhe von 480 Euro und zu einer bedingten Haftstrafe von acht Monaten verurteilt. Zusätzlich erhält er Bewährungshilfe und muss einen pädagogisch begleiteten Besuch in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen absolvieren.