Betrieb polarisiert

Handy-Verbot am Arbeitsplatz! Erste Firma prescht vor

In einem Salzburger Unternehmen werden Handys zu Arbeitsbeginn im Spind verstaut. Den Mitarbeitern gefällt es, arbeitsrechtlich ist es umstritten.
Österreich Heute
20.04.2025, 08:00

Nicht nur an Schulen wird über Handys diskutiert – dort tritt ab 1. Mai ein bundesweites Verbot in den ersten acht Schulstufen in Kraft. Auch im Salzburger Betrieb "Fahnen Gärtner" in Mittersill (Pinzgau) sind private Smartphones während der Arbeitszeit tabu – und das sorgt für Aufsehen.

Das Unternehmen mit rund 100 Mitarbeitenden hat das Handyverbot nicht aus einem spontanen Impuls heraus eingeführt, sondern aufgrund handfester Erfahrungen. Schon vor etwa 15 Jahren sei ein Lehrmädchen durch ihre starke Abhängigkeit vom Smartphone aufgefallen. Damals wurde das Thema Suchtverhalten erstmals intensiv aufgearbeitet – mit Workshops, Gesprächen, Unterstützung durch Eltern und einer Therapie, die letztlich zum erfolgreichen Lehrabschluss der jungen Frau führte.

Seitdem gilt bei "Fahnen Gärtner": Das private Handy wird zu Arbeitsbeginn im Spind verstaut. Doch von einem Zwang oder Verbot spricht hier ausdrücklich keiner. Vielmehr setzt man auf Aufklärung und Kommunikation – auch dann, wenn sich ein Suchtverhalten zeigt.

"Einmal hat er sein Handy zu Hause gelassen, aber das hat nicht funktioniert", berichtet Personalleiterin Heidi Deutsch im ORF-Interview von einem jungen Mitarbeiter. "Dann hat er uns gebeten, dass wir es wegsperren und dass ihn Kollegen darauf aufmerksam machen sollen, wann immer er zur Smartwatch schaut."

Dass private Handynutzung am Arbeitsplatz unerwünscht ist, ist beim Oberpinzgauer Unternehmen seit jeher gelebte Praxis. Es steht in den Dienstverträgen und wird neuen Mitarbeitenden direkt mitgeteilt. Stattdessen gibt es im gesamten Betrieb Festnetztelefone – sogar für private Gespräche, wie Deutsch betont: "Weil die nicht süchtig machen."

Die handyfreie Zone ist regelmäßig Thema im internen Gesundheitsprogramm, bei dem sich die Belegschaft stets mit großer Mehrheit dafür ausspricht, es dabei zu belassen.

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8 von 10 Mitarbeitern für Handy-Verbot

Die Entscheidung für ein handyfreies Arbeiten ist laut Deutsch auch eine Frage der Konzentration und des Miteinanders: "Die Druckmaschine und auch die Nähmaschine kann man nicht einhändig bedienen. Wenn einer konzentriert arbeitet und ein anderer schaut aufs Handy, ist das auch für die Gruppendynamik nicht gut." Dass das funktioniert, zeigt sich in der Praxis: "Ungefähr 90 Prozent geht es wirklich gut. Und bei anderen merkt man, sie vermissen das Handy."

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Auch aus der Mitarbeiterschaft kommt Zustimmung, 80 Prozent stehen hinter der Initiative: "Wenn man weiß, das Handy liegt daneben, dann schielt man schon immer mal wieder hin. Und wenn es nicht da ist, dann ist man einfach bei der Arbeit fester dabei", sagt eine Angestellte zu ServusTV. Ein anderer ergänzt: "Man ist richtig viel klarer im Kopf."

Arbeitsrechtlich umstritten

Dennoch ist die Abgabe der Handys zu Dienstbeginn arbeitsrechtlich umstritten: "Es handelt sich dabei, nach meiner Sicht, um einen Eingriff ins Eigentumsrecht - und das kann der Dienstnehmer von mir absolut nicht verlangen", so Peter Eckel, Jurist bei der Arbeiterkammer Salzburg. Allerdings können Arbeitgeber ihren Mitarbeitern vorschreiben, ihr Handy während der Arbeitszeit nicht zu benutzen.

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