Österreichs Wirtschaft geht durch die längste Schwächephase der Nachkriegszeit. Nach Monaten mit roten Zahlen gibt es nun einen – wenn auch nur leichten – Lichtblick. Wirtschaftsforscher von Wifo und IHS haben am Donnerstag ihre neuen Prognosen veröffentlicht – und sehen darin ein Ende der Schrumpfung der heimischen Wirtschaft, die nun bereits das dritte Jahr anhält. Noch heuer könnte es Österreich demnach aus der Rezession schaffen – und wenn schon ohne Plus, dann zumindest mit einem "Nuller".
Das Wifo erwartet für heuer eine stagnierende Wirtschaft, also ein Wachstum von plus/minus null. Das IHS geht von einem Mini-Wachstum von 0,1 Prozent aus. In ihrer letzten Prognose Ende März waren beide Institute noch von einem Rückgang der Wirtschaft im heurigen Jahr um 0,3 bzw. 0,2 % ausgegangen. Für 2026 wird dann mit einem Wachstum der Wirtschaftsleistung (BIP) von 1,2 % (Wifo) bzw. 1 % (IHS) gerechnet.
"Die österreichische Wirtschaft beginnt sich nach einer herausfordernden Phase zu stabilisieren", so auch Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) zu "Heute". Alle Experten mahnen aber zu Vorsicht bei den positiven Zeichen. "Der prognostizierte Aufschwung ist ein zartes Pflänzchen, das wir mit allen verfügbaren Mitteln und Kräften stärken müssen, um Wachstum zu ermöglichen", erklärte Hattmannsdorfer. Es gebe noch zahlreiche Unsicherheiten – etwa, wie hart der Zoll-Hammer von US-Präsident Donald Trump wieder zuschlägt.
Holger Bonin, Direktor des Instituts für Höhere Studien (IHS), analysierte die Prognose am späten Donnerstagabend in der "ZIB2" bei ORF-Moderatorin Margit Laufer. "Die Stimmung ist noch fragil", warnte auch Bonin, "die Weltlage verändert sich quasi täglich". Man sehe aber auch: Die Stimmung habe sich in den jüngsten Monaten sowohl bei Unternehmen, als auch Verbrauchern "stabilisiert". Dass es nächstes Jahr "bergauf" gehe, sei das, "was wir lange erwartet haben. Und es scheint jetzt so zu sein, dass die positiven Signale groß genug sind".
Es gebe aber auch "noch Sorgenkinder", so werde die Industrie "ein drittes Rezessionsjahr erleben", so Bonin. "Danach geht's bergauf, auch im Bau" ziehe es jetzt wieder an. Auch der Tourismus bereite Sorgen, denn Rekordtourismuszahlen würden sich nicht in Wachstum umwälzen. "Die Touristen überrennen uns, aber die Wertschöpfung und die Produktivität hat gelitten", so der Experte. "Da ist wirklich ein Problemkind, das auch nicht nächsten Jahr noch eine Wachstumsschwäche erleben wird."
Viele Löhne und Mieten seien automatisch an die Inflationsrate gekoppelt, so Bonin, dadurch klinge sie langsamer ab. "Wir haben aber auch Probleme, was den Wettbewerb angeht", so Bonin, Energiepreisveränderungen würden "relativ spät" bei den Endkunden ankommen und im Handel seien die Preise sehr viel höher als etwa in Deutschland. "Da sind auch hausgemachte Probleme", so Bonin, "und es ist auch kein neues Phänomen". Man beobachte die hohen Inflationsraten seit einem Jahrzehnt, jetzt hätten sie sich in Lohnkostennachteilen gezeigt.