Avantgarde

Helmut Lang: Eine neue Vision für Mode und Identität

Helmut Lang prägte mit radikaler Ästhetik und interdisziplinärem Ansatz die Modewelt – das MAK zeigt sein Werk neu und umfassend.
Heute Entertainment
21.10.2025, 17:04
Loading...
Angemeldet als Hier findest du deine letzten Kommentare
Alle Kommentare
Meine Kommentare
Sortieren nach:

Kommentare neu laden
Nach oben

Zwischen Wien, Paris und New York hat Helmut Lang die Regeln der internationalen Mode auf den Kopf gestellt. In seinen Kampagnen, Flagship-Stores und durch die Zusammenarbeit mit Künstlern aus verschiedensten Bereichen hat er die Grenzen zwischen den kreativen Disziplinen neu gezogen.

Der wahre Trendsetter

Mit seinem mutigen Zugang über verschiedene Medien hinweg stellte Lang nicht nur die Regeln der Modebranche, sondern auch gesellschaftliche Konventionen infrage. Hinter seiner klaren, strengen Linie stand stets eine menschliche Vision. Viele seiner Ideen wurden erst Jahre später zum Trend – doch er zeigte sie schon früh mit kritischer Distanz zu den Moden seiner Zeit. Seine leise, aber radikale Haltung machte sein Werk zeitlos aktuell.

Die Ausstellung "Helmut Lang. Séance de Travail 1986-2005/ Excerpts from the MAK Helmut Lang Archive" (ab 10. Dezember 2025 bis 3. Mai 2026) im MAK stützt sich auf das Helmut Lang Archiv des Museums und greift das Konzept der "Séance de Travail" – also der "Arbeitssitzung" – als fortlaufenden Prozess des Experimentierens und Weiterentwickelns auf.

Er machte auf Taxis Werbung

Der Österreicher war der erste Designer, der eine Modenschau im Internet zeigte (Herbst/Winter 1998/99). Er nutzte das neue "World Wide Web", um Mode demokratischer zu machen – statt exklusiver Einladungen wurden CD-ROMs verschickt. Die Website bewarb er mit über 1.000 Werbeschaltungen auf New Yorker Taxis, die rasch Kultstatus erreichten.

Zwei originale Taxi-Tops – eines davon mit einer ikonischen Robert-Mapplethorpe-Kampagne – sind jetzt Teil des MAK Archivs. Gemeinsam mit dem Architekten Richard Gluckman entwarf Lang eine radikale Ästhetik für seinen Flagship Store und die Parfümerie in der Greene Street in New York sowie für den Store in der Rue Saint-Honoré in Paris. Vor Ort wurden Installationen der Künstlerinnen Jenny Holzer und Louise Bourgeois gezeigt, die Mode, Kunst und Architektur miteinander verschmolzen.

In der MAK Ausstellung werden diese Gestaltungselemente der Flagship Stores maßstabsgetreu nachgebaut. Sie bleiben funktional und sind gleichzeitig eigenständige Kunstobjekte und Präsentationsflächen für Originalmaterialien aus dem Helmut Lang Archiv.

In Wien ist das Archiv

Das MAK Helmut Lang Archiv ist das größte und einzige öffentliche Archiv zu seinem Werk. Es wurde dem MAK 2011 vom Künstler geschenkt und umfasst mehr als 10.000 Objekte und Dokumente, die die Entwicklung des Labels von 1986 bis zu Langs Ausstieg 2005 zeigen. Das Archiv stellt die gesamte Bandbreite seines Schaffens dar – von Mode über Werbung bis hin zu Design und Architektur.

Wie Lang selbst sagte: "alles ist gleich wichtig" und jedes Element wurde "mit derselben Sorgfalt, Qualität und Aufmerksamkeit behandelt und verdient ein Umfeld, das sein vollständiges Verständnis ermöglicht". Entwürfe, Werbematerialien, Prototypen, Muster, Verpackungen, Fotos, Audio- und Videoaufnahmen sowie Backstage-Dokumentationen machen die Tiefe seines kreativen Prozesses sichtbar. Das Archiv soll auch in Zukunft als Ressource für den aktuellen Diskurs dienen.

Im Rahmen der Ausstellung wird das Archiv überarbeitet und bisher unveröffentlichte Arbeiten und Materialien aus verschiedenen Disziplinen zugänglich gemacht. Dazu zählen etwa die Videodokumentationen der Séance de Travail-Shows, die erstmals weltweit in voller Länge, Farbe und mit Originalmusik gezeigt werden.

"Das MAK Archiv ist als ‚lebendiges Archiv‘ gedacht. Ich hoffe, es inspiriert andere, den Mut zu haben, ihre eigene Stimme zu finden. Die Vergangenheit ist nie einfacher als die Gegenwart; die Gegenwart ist immer die Möglichkeit." – Helmut Lang

{title && {title} } red, {title && {title} } 21.10.2025, 17:04
Jetzt E-Paper lesen