So warm war das Mittelmeer zu dieser Jahreszeit noch nie: Laut US-Klimabehörde NOAA liegt die durchschnittliche Wassertemperatur derzeit bei 26 Grad - der Vergleichswert der letzten Jahrzehnte beträgt 23 Grad. Besonders heiß ist es im Ligurischen und Tyrrhenischen Meer sowie rund um die Balearen - dort wurden stellenweise sogar 29 Grad gemessen, also sechs Grad über dem Schnitt.
Der Meteorologe Marko Korošec spricht bereits von einer "historischen marinen Hitzewelle", dies bestätigt auch das spanische Umweltzentrum CEAM. Schon Mitte Juni wurden vielerorts mehr als 25 Grad gemessen - Temperaturen, die früher oft erst im Hochsommer erreicht wurden.
Für viele Meeresbewohner ist diese Erwärmung lebensbedrohlich. "Zum einen steigt der Salzgehalt im Mittelmeer, denn das Wasser verdunstet bei den höheren Temperaturen stärker. Viele Meeresorganismen wie Korallen, Muscheln oder Seegräser können darunter leiden", sagt Biologe Christian Wild im Talk mit "t-online".
Je weniger Sauerstoff das Wasser enthält, desto wärmer es wird. "Das ist vor allem kritisch für Lebewesen, die viel Sauerstoff benötigen, also etwa für Fische", so Wild. Wenn dann auch noch viele Algen absterben und von Bakterien zersetzt werden, dann entzieht dieser Prozess dem Wasser viel Sauerstoff in so kurzer Zeit, dass regelrechte Todeszonen entstehen", so der Biologe.
Was noch hinzukommt: Die heißen Meere bringen Europa immer häufiger heftige Unwetter. Meteorologen sprechen von sogenannten mediterranen Episoden - heftige Gewitter und Starkregen durch aufsteigende, feuchtwarme Luftmassen. Faustregel: Je wärmer das Wasser, desto größer ist die Unwettergefahr.
Wie heftig ein derartiges Unwetter enden kann, zeigte sich 2024: Das Tief "Boris" sorgte für massivste Überschwemmungen in Österreich, Polen und Tschechien. Im Herbst kamen in Valencia 232 Menschen durch Regenmassen ums Leben.