Klimawandel

So bringen Wetterextreme das Herz aus dem Takt

Extreme Temperaturen beeinflussen Vorhofflimmern: Hitze verlängert Episoden, Kälte lässt sie häufiger auftreten, zeigen Innsbrucker Forscher.
Heute Life
09.12.2025, 19:21
Loading...
Angemeldet als Hier findest du deine letzten Kommentare
Alle Kommentare
Meine Kommentare
Sortieren nach:

Kommentare neu laden
Nach oben
Hör dir den Artikel an:
00:00 / 02:45
1X
BotTalk

Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung überhaupt und wird anscheinend stark durch extreme Temperaturen beeinflusst. Eine neue Studie der Medizinischen Universität Innsbruck hat gezeigt: Steigt das Thermometer Richtung 30 Grad, verdoppelt sich bei Hochrisikopatienten fast die Wahrscheinlichkeit, dass so ein Anfall länger als einen Tag dauert. Kälte – Tageshöchstwerte rund um den Gefrierpunkt – führt hingegen dazu, dass Vorhofflimmern häufiger auftritt. Das sei aber schon länger bekannt, weil an kalten Tagen mehr Betroffene in die Notaufnahme kommen.

Längere Vorhofflimmer-Episoden durch hohe Temperaturen

Lange Episoden sind besonders gefährlich, weil sie die sogenannte Vorhofflimmer-"Last" ("AF burden" genannt) erhöhen – und damit auch das Schlaganfallrisiko, das stark ansteigt, wenn eine Episode länger als 48 Stunden dauert.

Insgesamt 203 Patienten mit Herzschrittmacher wurden dafür telemedizinisch überwacht. Die Überwachung der Patientinnen und Patienten erfolgte über Telemedizin. Die Daten der Herzschrittmacher – etwa zum Herzrhythmus und zu Vorhofflimmern – wurden Woche für Woche automatisch an die Innsbrucker Klinik übermittelt. Teilgenommen haben Personen aus Tirol, Vorarlberg und Osttirol. Das System macht es möglich, über Jahre hinweg Daten zu sammeln und so den Einfluss von Umweltfaktoren genau zu untersuchen. Die Studie erstreckte sich über etwa zwei Jahre. Die Datensammlung läuft weiter, künftige Analysen sind geplant. Wetterdaten (Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Luftdruck, Niederschlag) wurden am Wohnort der Teilnehmer ergänzt. Regen spielte keine Rolle, Luftdruckschwankungen und hohe Luftfeuchtigkeit verstärkten den Temperatureffekt.

Risikopatienten sollten Hitze meiden

Für Menschen mit bekannter Herzrhythmusstörung oder einem erhöhten Risiko ist vor allem Hitze ein Problem, warnt Herzspezialist und Studienleiter Wolfgang Dichtl im Gespräch mit der Austria Presse Agentur (APA). Sie sollten hohe Temperaturen möglichst meiden und bei Hitzewellen besonders auf ihren Kreislauf achten. Gleichzeitig wird international schon erforscht, ob tragbare Geräte und Handy-Apps zur Pulsmessung helfen können, Vorhofflimmern frühzeitig zu erkennen und so das Risiko zu senken.

Im nächsten Schritt wollen die Wissenschaftler klären, ab welcher Vorhofflimmer-Belastung das Risiko für Komplikationen deutlich steigt. Außerdem sollen neue Blutmarker untersucht werden, die besonders gefährdete Personen identifizieren könnten. Die aktuellen Ergebnisse sind jedenfalls ein weiterer Schritt, um die Rolle von Umwelt und Klima bei Herzrhythmusstörungen besser zu verstehen.

Wie der Klimawandel unsere Gesundheit beeinflusst

Der Klimawandel dürfte die Gesundheit in Zukunft noch stärker belasten. Vorhofflimmern tritt vor allem bei älteren Menschen auf. In der Allgemeinbevölkerung ab 60 Jahren sind etwa drei bis fünf Prozent betroffen, die Dunkelziffer dürfte aber höher liegen. In der Innsbrucker Schrittmacher-Gruppe hatten 56 Prozent zumindest eine Vorhofflimmern-Episode – damit handelt es sich um eine Hochrisikogruppe.

{title && {title} } red, {title && {title} } 09.12.2025, 19:21
Jetzt E-Paper lesen