Die Sommer in Europa werden nicht nur heißer - sie werden auch immer länger. Laut einer neuen Studie in "Nature Communications" könnten bis Ende des Jahrhunderts 42 zusätzliche Sommertage pro Jahr dazukommen - also rund sechs Wochen mehr Hitze, Trockenheit und UV-Strahlung.
Der Grund liegt in der Arktis: Sie erwärmt sich laut Forschern bis zu viermal schneller als der Rest der Erde. Dadurch schwächt sich der Temperaturunterschied zum Äquator ab - der sogenannte "latitudinale Temperaturgradient".
Dieser Unterschied sei entscheidend für die Bildung von Wind- und Wettersystemen in Europa. Werde das Gefälle geringer, geraten die Luftströmungen ins Stocken - mit Folgen, warnen die Forscher.
"Wenn der Temperaturkontrast zwischen Arktis und mittleren Breiten sinkt, dehnt sich der Sommer in Europa aus", erklärt Laura Boyall, Autorin der Studie. Die Folge: länger anhaltende Hochdrucklagen, Hitzewellen und stabile Sommerwetterlagen.
Vergleichbare Bedingungen herrschten laut Analyse übrigens schon vor 6.000 Jahren - damals durch natürliche Arktis-Erwärmung. Heute sind es menschengemachte Treibhausgase, die den Prozess beschleunigen. Und das mit einer bisher nie dagewesenen Geschwindigkeit.
Die Forscher untersuchten 10.000 Jahre alte Sedimente am Grund europäischer Seen - eine Art natürlicher Klimakalender. Diese zeigen: Schon bei einem Grad weniger Temperaturdifferenz zwischen Pol und Äquator verlängert sich der Sommer um sechs Tage. Geht die Entwicklung so weiter, drohen uns künftig bis zu acht Monate Sommerwetter.
Eine "Sommerverlängerung" hätte massive Folgen für Landwirtschaft, Wasserreserven, Gesundheit - und für die Ökosysteme, die auf jahreszeitliche Rhythmen angewiesen sind. Studienleiterin Celia Martin-Puertas: "Unsere Forschung zeigt, dass das Verständnis der Vergangenheit helfen kann, die Klimazukunft Europas besser zu verstehen - und zu handeln."