Der Klimawandel lässt Hitzewellen häufiger, heißer und gefährlicher werden - auch in Österreich. Eine neue internationale Studie des Hamburger "Earth and Society Research Hub" (ESRAH) zeigt, dass die zunehmende Instabilität des Klimas in Mittel- und Nordeuropa nicht allein auf höhere Durchschnittstemperaturen zurückzuführen ist, sondern auch auf veränderte Bodendynamiken.
"Europa ist ein echter Brennpunkt. Die Intensität von Hitzewellen steigt hier drei- bis viermal schneller als in anderen Regionen der nördlichen Hemisphäre", heißt es in der Studie, die auf 250 Klimasimulationen aus Forschungsprojekten in Deutschland, Frankreich, Kanada, Japan und Australien basiert.
Bislang nahm man an, dass Hitzewellen hauptsächlich durch steigende Temperaturen entstehen. Doch die neuen Daten zeigen: Bodenfeuchtigkeit spielt eine entscheidende Rolle. In Ländern wie Österreich, Deutschland oder Polen wechseln sich feuchte und trockene Phasen im Sommer immer häufiger ab.
Ist der Boden feucht, wirkt er wie eine natürliche Kühlung. Trocknet er aus, heizt sich die Oberfläche dagegen schnell auf - die Lufttemperatur steigt rasant.
"Wenn der Boden noch reagieren kann, wird die Atmosphäre unruhig. Ist er jedoch völlig ausgetrocknet, stabilisiert sich das System - allerdings auf sehr hohem Temperaturniveau", so die Forscher. Das bedeutet: Mitteleuropa erlebt nun jene chaotischen Sommer, die früher typisch für Südeuropa waren.
In südlichen Regionen wie Spanien oder Griechenland bleibt der Boden dagegen im Sommer durchgehend trocken. Dort ist das Klima zwar heißer, aber auch stabiler - die Temperaturschwankungen sind geringer.
Um die Effekte genau zu messen, entfernten die Wissenschaftler den langfristigen Erwärmungstrend aus den Modellen und analysierten die verbleibenden natürlichen Schwankungen. Das Ergebnis: Je stärker sich die Erde erwärmt, desto größer werden auch diese Schwankungen.
Länder wie Österreich müssen sich also nicht nur auf steigende Durchschnittstemperaturen, sondern auch auf zunehmende Unberechenbarkeit einstellen. "Ein Sommer kann mild sein - der nächste plötzlich neue Hitzerekorde brechen. Diese Schwankungen selbst werden zum Risiko", so das Fazit der Forscher.