Wenn ab heute Montag, 10. November, rund 50.000 Delegierte, Aktivisten und Politiker zur COP30 im brasilianischen Belém reisen, wird die Stadt zum Zentrum der Weltpolitik - und zum Symbol für extreme Ungleichheit: Während Staatschefs in klimatisierten Konferenzsälen über den Ausstieg aus Öl, Kohle und Gas beraten, kämpfen viele Einwohner Beléms ums tägliche Überleben.
Das durchschnittliche Monatseinkommen liegt in Brasilien bei rund 500 Euro, in manchen Vierteln der Amazonas-Metropole deutlich darunter. Viele Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, die Straßen sind marode, die Kriminalitätsrate zählt zu den höchsten Brasiliens.
Im krassen Gegensatz dazu stehen die Preise für die Unterkünfte der Konferenzgäste: Bis zu 1.800 Euro pro Nacht verlangen Hotels in sicheren Lagen. Für Vertreter aus ärmeren Ländern, die besonders stark unter der Klimakrise leiden, wird die Teilnahme damit fast unerschwinglich.
25 arme Staaten wie Liberia, Gambia und Tuvalu hatten sich im Vorfeld an die UNO gewandt. Sie kritisierten die "exorbitanten Kosten" und warnten, dass ihre Stimmen bei der Konferenz sonst fehlen könnten.
Kritik an den Kosten ist nicht neu: Schon bei früheren Klimagipfeln war der enorme Aufwand ein Thema. Doch diesmal steht besonders viel auf dem Spiel. Zehn Jahre nach dem Pariser Klimaabkommen steuert die Erde laut aktueller Studie weiter auf eine Erwärmung von 2,8 Grad bis zum Jahrhundertende zu.
In Belém soll nun ein neues Zwischenziel bis 2035 beschlossen werden - und Wege, wie die globale Erwärmung doch noch auf unter 1,5 Grad begrenzt werden kann. Neben neuen Klimaplänen wird auch um Milliardenhilfen für den globalen Süden gerungen - und um den Schutz der Tropenwälder.
Trotz aller Widersprüche gibt es auch Hoffnung: Der Ausbau erneuerbarer Energien schreitet schneller voran als erwartet. Fachleute sind sich einig: Ohne das Pariser Abkommen wäre die Welt heute auf einem 4-Grad-Kurs. Nun liegt es vor allem an den Staaten aus Europa, Asien und Lateinamerika, aus Versprechen endlich Taten zu machen.