Spannender Öffi-"Wettkampf"

Tram vs. U-Bahn – wer reduziert Autoverkehr stärker?

Eine neue Studie des Wiener Complexity Science Hub (CSH) zeigt auf, welches Verkehrsmittel große Städte am nachhaltigsten entlastet.
Bernd Watzka
10.11.2025, 12:38
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Straßenbahn oder U-Bahn - was wirkt stärker gegen den täglichen Stau? Forscher des Complexity Science Hub (CSH) in Wien-Landstraße haben genau das untersucht. In der Analyse wertete Forscher Rafael Prieto-Curiel Mobilitätsdaten aus 400 europäischen Städten aus. Er verglich dabei den Anteil von Autofahrten, öffentlichem Verkehr und aktiver Mobilität (Gehen, Radfahren).

In U-Bahn-Städten liegt Autoanteil bei 37 %

Das Ergebnis ist eindeutig: In Städten mit einer U-Bahn wird deutlich weniger Auto gefahren als in jenen mit nur einer Straßenbahn oder gar keinem Schienennetz. In U-Bahn-Städten liegt der Anteil des Autoverkehrs bei 37 %, in Tram-Städten sind es 50 %. In Städten ohne Schienenverkehr sogar 54 %.

Auf den Punkt gebracht: "In Städten ohne U-Bahn werden pro Einwohner fast anderthalb Mal so viele Autofahrten getätigt werden wie in Städten mit einer U-Bahn", erklärt Prieto-Curiel.

Die Grafik ist eindeutig: U-Bahn-Netze holen in den Städten seit den 1970er-Jahren immer stärker auf.
CSH

Öffi-Anteil unterschiedlich hoch

Gleichzeitig nutzen Menschen in U-Bahn-Städten den öffentlichen Verkehr deutlich häufiger (35 %) als in Straßenbahn-Städten (21 %) und Städten ohne Schienenverkehr (16 %). Untersucht wurden 47 Städte mit U-Bahn, 46 Städte mit Straßenbahn, aber ohne U-Bahn, sowie 285 Städte ohne U-Bahn und Tram.

Kluft wächst mit Stadtgröße

Spannend: Mit zunehmender Stadtgröße wächst die Kluft. In Großstädten über 750.000 Einwohner liegt der Pkw-Anteil ohne U-Bahn bei 63 % - mit U-Bahn dagegen stabil bei 36 %. Das zeigt: Nur die U-Bahn hält auch in Megacitys den Autoverkehr konstant niedrig.

Ausnahmen: Utrecht (Niederlande),  Szeged (Ungarn) und Bern (Schweiz) kommen auch ohne U-Bahn mit einem Pkw-Anteil von nur rund 20 % aus - dank starker Radkultur. Umgekehrt zeigen Städte wie Rom, dass selbst eine U-Bahn kein Allheilmittel ist, wenn die Verkehrspolitik nicht mitzieht.

Kleinste Veränderungen wirken

Der rechnerische Effekt ist gewaltig: "Hat eine Stadt eine Million Einwohner, fallen mit U-Bahn etwa 370 Millionen Autofahrten pro Jahr an. Ohne U-Bahn sind es 700 Millionen - also fast doppelt so viele", so Prieto-Curiel. Selbst kleine Veränderungen wirken: In Wien würde beispielsweise eine Senkung des Autoanteils von 27 auf 26 % rund sechs Millionen Fahrten pro Jahr einsparen.

Die Bilanz der Studie ist klar: Straßenbahnen allein reichen nicht aus, um die Verkehrswende zu schaffen. Nur U-Bahn-Systeme reduzieren den Autoverkehr messbar - und dauerhaft.

{title && {title} } bw, {title && {title} } Akt. 10.11.2025, 12:48, 10.11.2025, 12:38
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