114.000 Euro Schadenersatz

"Höllen-Schmerzen" – Ehepaar klagt "falschen Zahnarzt"

16.000 Euro weg, Schmerzen bis heute: Ein Wiener Zahntechniker soll Patienten behandelt haben – nun stand er vor Gericht.
Hannah  Maier
24.11.2025, 21:16
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"Ich habe ausgesehen wie ein Pferd", klagt die 44-Jährige vor Gericht. Alles, was sie und ihr Mann wollten, war ein schönes Lächeln. Geblieben sind Schmerzen – und 16.000 Euro weniger am Konto.

Der Mann, der ihnen den Traum von den perfekten Zähnen erfüllen sollte, ist Zahntechniker, soll sich aber als Zahnarzt ausgegeben und das Paar in seinem Wiener Labor behandelt haben. Am Montag stand er wegen schwerer Körperverletzung und Betrugs vor Gericht. Fehler räumt der Mann zwar ein, doch schuldig im Sinne der Anklage bekennt er sich nicht.

Zahntechniker beteuert Unschuld

Der 38-Jährige, kroatischer Staatsbürger, absolvierte in Österreich Schule und zahntechnische Lehre, arbeitete elf Jahre im Labor und ist seit zehn Jahren selbstständig. "Ich behandle keine Patienten", betont er vor Gericht. Er nehme Aufträge nur über Zahnärzte an – und gebe Bekannten gratis Ratschläge. Mehr nicht. "Ich bin ein Mensch, der sehr hilfsbereit ist und erlebe, dass viele Patienten schlecht aufgeklärt sind", sagt er.

So sei es auch bei dem Ehepaar gewesen: Sie hätten ihn über einen Freund kontaktiert, weil sie Fragen zu ihren Zähnen hatten. Er habe im September 2022 lediglich beraten, Provisorien gereinigt – und einmal Kleber von den Zähnen der Zeugin entfernt. "Das war ein Fehler", gibt er zu. Aber: Er habe klar gesagt, dass er kein Zahnarzt sei.

Wochenlange Behandlungen, 28 Anästhesien

Die Frau erzählt eine ganz andere Geschichte. Der Angeklagte hätte ihr die Zähne gemacht. Dreimal mussten sie entfernt und wieder neu eingesetzt werden, einmal dauerte es einen halben Tag. "Es war schrecklich schmerzhaft. Er hat ohne Handschuhe und Maske gearbeitet", behauptet sie. Das vereinbarte Honorar – 16.000 Euro – habe sie nach der ersten Behandlung bezahlt – obwohl sie von Anfang an unzufrieden war.

Einen Monat später sei dann auch ihr Mann drangekommen. "Er hat 28 Anästhesien bekommen, ist fast ohnmächtig geworden, hatte einen anaphylaktischen Schock. Er hätte sterben können", so die Ehefrau.

Widersprüche und Verwirrung

Doch die Aussagen der Zeugin werfen Fragen auf: Die angeblichen Behandlungen fanden 2022 statt, die Anzeige bei der Polizei erfolgte erst 2025. Den Beamten gegenüber soll die Zeugin gesagt haben, der Zahntechniker habe sich nie als Zahnarzt ausgegeben – vor Gericht sagt sie das Gegenteil. Mal sei bei den Behandlungen noch ein Mann anwesend gewesen, dann wieder eine Frau. "Ich kenne mich nicht mehr aus", sagt der Verteidiger des Angeklagten, Heinrich Lang.

Auch Richter und Staatsanwältin wirken zunehmend ratlos. Ein Foto, das den Angeklagten bei der Behandlung zeigen soll, sorgt 15 Minuten lang für Verwirrung. Entstanden sei es "zufällig", sagt die Zeugin. Der Fotograf? Ihr Sohn – damals drei Jahre alt.

Ehepaar will 114.000 Euro

Das Ehepaar verlangt 114.000 Euro Schadenersatz. Der Zahntechniker muss sich wegen fahrlässiger Körperverletzung, Gefährdung der körperlichen Sicherheit und Betrugs verantworten. Sein Verteidiger: "Mein Mandant ist ein Paradebeispiel für Integration. Es gab nie Beanstandungen. Er weiß, was er darf und was er aufs Spiel setzt, wenn er sich nicht daran hält."

Zur Befragung weiterer Zeugen wurde die Verhandlung auf 19. Jänner vertagt.

{title && {title} } HTM, {title && {title} } Akt. 25.11.2025, 10:41, 24.11.2025, 21:16
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