Wer in Wien einen Kassenarzt für Kinder- und Jugendheilkunde sucht, hört oft Folgendes: "Wir nehmen leider keine neuen Patienten auf." Der Kassenärzte-Mangel wird in der Bundeshauptstadt leider immer gravierender.
Demnach gibt es derzeit laut "praxisplan.at" in Wien in fünf Bezirken nur einen ÖGK-Arzt für Kinder- und Jugendheilkunde. Betroffen sind die Bezirke Innere Stadt, Margareten, Mariahilf, Neubau und Josefstadt. Auch im Nachbarbezirk Döbling sieht es nicht viel besser aus: Hier gibt es zwei Kassen-Kinderärzte – für rund 76.000 Einwohner, darunter rund 10.300 Kinder (Jahr 2024).
Auch "Heute"-Leserin Viktoria H. (42) aus Döbling schildert ihren Wettlauf um einen Kinderarzt-Platz für ihren 12-jährigen Sohn Matteo (alle Namen geändert): "Ich war seit der Geburt von Matteo in einer Kassenordination. Da mein Sohn zum Glück nur sehr selten krank ist, war ich nur unregelmäßig dort. Eines Tages wollte ich in der Praxis anrufen, aber die Nummer der Ärztin war nicht mehr erreichbar", berichtet die Alleinerzieherin.
Auf der Website der Kinderärztin fand sie schließlich die Information, dass diese in Pension gegangen war. Dort wurden auch drei Kinderärzte genannt – teilweise in Nachbarbezirken –, die sich bereit erklärt hatten, die Patienten zu übernehmen: "Ich habe dann sofort alle Ärzte angerufen. Einer hat dann gemeint: 'Wenn Sie sofort vorbeikommen und die E-Card stecken, ist Ihr Sohn offiziell bei uns Patient.' Ich war heilfroh, dass Matteo wieder einen Platz hat, auch, wenn die Ordination am anderen Ende des Bezirks liegt", meint Viktoria H.
Die Wiener Ärztekammer weist immer wieder auf die prekäre Lage hin: "Die Gesundheitsversorgung unserer jüngsten Bevölkerungsgruppe hat dramatische Versorgungslücken. Es braucht jetzt mehr Kapazitäten, um die wohnortnahe Betreuung zu sichern, bessere Rahmenbedingungen für Kassenärzte zu schaffen sowie nachhaltige Konzepte für die medizinische Versorgung vor allem von Kindern und Jugendlichen", erklärt Vize-Präsidentin Naghme Kamaleyan-Schmied.
Laut einer Wartezeiten-Studie von Meinungsforscher Peter Hajek im Auftrag der Wiener Ärztekammer ist mehr als die Hälfte (56 Prozent) aller Mediziner für Kinder- und Jugendheilkunde mit Kassenvertrag so ausgelastet, dass sie keine neuen Patienten mehr aufnehmen können – "Heute" berichtete.
Betroffen ist auch die Kinder- und Jugendpsychiatrie – hier liegt der Wert immerhin noch bei 40 Prozent. Besonders gravierend seien dort die Wartezeiten: 2024 betrugen diese 90 Tage. "Viele Familien müssen monatelang warten, obwohl Kinder und Jugendliche mit psychischen Problemen zeitnah Unterstützung benötigen", kritisiert Kamaleyan-Schmied.