Hurrikan Melissa wird am Dienstagabend unserer Zeit auf Jamaika treffen. Seit Montag ist er ein Sturm der Kategorie 5 – der allerhöchsten Kategorie. Nicht nur das, er befindet sich auch unter den 10 stärksten Hurrikans, die je gemessen wurden. Zum Zeitpunkt des Schreibens dieses Artikels sitzt er auf Platz 6.
Er könnte der verheerendste Sturm der Geschichte werden, schreiben diverse internationale Medien. "Das ist immer schwierig im Voraus zu sagen", schätzt Meteorologe Peter Wick im Gespräch mit "20 Minuten" ein. "Aber er hat durchaus das Potenzial, verheerend zu sein."
"Melissa weist eine durchschnittliche Windgeschwindigkeit von 150–170 km/h auf", erklärt Wick. "Spitzenböen können Geschwindigkeiten von über 200 km/h erreichen." Zudem könnte der Sturm sechs Meter hohe Wellen auslösen. "Er ist schon sehr intensiv."
Sobald Hurrikans auf Land treffen, werden sie abgeschwächt. Da Jamaika aber wenig Landmasse bietet, könne man davon ausgehen, dass Melissa nur wenig an Stärke einbüßt, so Wick. Ein weiteres Problem: Der Sturm bewegt sich langsam. "Jamaika könnte bis zu 24 Stunden lang durchgerüttelt werden."
Dabei wird der Regen das größte Problem sein. "Es könnte eine große Verwüstung der Infrastruktur geben, mehrere Landstriche könnten abgeschnitten werden. Man muss mit dem Schlimmsten rechnen. Aber das wahre Ausmaß lässt sich erst im Nachhinein ermessen", sagt Wick.
Wie konnte der Sturm diese Stärke erreichen? Auch hier spielt Melissas langsame Fortbewegung eine Rolle. "Der Sturm hatte viel Zeit, sich über dem warmen Wasser der Karibik aufzubauen und Energie aufzunehmen", erklärt der Meteorologe.
Nach Jamaika wird Melissa auch Haiti und die Dominikanische Republik treffen. "Danach wird der Sturm weiter in den Nordatlantik wandern", sagt Wick. "Dort wird er sich in die Westströmung eingliedern und sich entweder auflösen oder als Tiefdruckgebiet weiterexistieren."
Dieses könne dann in ungefähr fünf Tagen auf Europa treffen, wie der Sturm Benjamin vor wenigen Tagen. "Allerdings ist das schwierig vorherzusagen, doch solche Ausmaße, wie der Sturm jetzt hat, werden wir hier in Europa nie erleben", sagt Wick.